Eine Bewohnerin von einer anderen Station wechselt zu uns. Ich habe die Frau vorher noch nicht gesehen. Laut Übergabe mit der Kollegin der Station muss noch die Tochter über den Umzug informiert werden, grob hat diese schon die wichtigsten Infos erhalten. Nach dem Umzug rufe ich die Tochter an:
„Altenheim Haus XYZ, Pfleger Sven. Ich wollte Sie nur über den Umzug Ihrer Mutter innerhalb des Hauses informieren.“
„Hallo, ja, in Ordnung. Sind Sie heute noch länger da?“ fragt sie.
„Nein, ich bin um 14 Uhr hier weg, dann ist die Spätschicht anwesend.“
„Schön, dann brauche ich Sie ja nicht mehr sehen wenn ich meine Mutter besuchen komme.“ lautet die Antwort.
Hä? Gehts noch? Die Tochter kennt mich doch gar nicht. Dreist.
„Nein, ich bin dann weg.“ sage ich.
„Endlich mal gute Nachrichten. Aber ich besuche meine Mutter eh nur einmal im Jahr, da kann mir das auch egal sein wenn ich Sie dann das eine Mal im Jahr sehen muss, Herr Pfleger!“ motzt sie.
Meine Fresse, hat die sich Wund gelegen oder was ist mit der los?
„Richtig, einmal im Jahr ist das auszuhalten.“ antworte ich leicht genervt.
„Schön. Aber behandeln Sie mir meine Mutter gut. Sonst gibt das Schläge von mir. VERSPROCHEN!“ sagt sie und legt auf.
Noch mehr nette Angehörige. Prima. Kann ja noch was werden. Was nehmen die Leute immer ein? Leicht schockiert machte ich dann auf der Station mit meinem Dienst weiter. 20 Minuten später steht eine Frau im Schwesternzimmer:
„Moin Sven, Mensch, lange nicht mehr gesehen!“ sagt die Frau und grinst.
Mmmh. Die Frau kenne ich. Ich habe aber keine Ahnung woher.
„Moooooin!“ sage ich.
„Haha, kennst mich nicht mehr?!“ antwortet sie.
„Schon, aber ich habe keinen Plan woher.“ ist meine Antwort.
„Ich bin es, Roswitha! Ich war hier vor zehn Jahren mal als Aushilfe tätig und hatte immer mit dir den Spätdienst.“ sagt sie.
„Scheisse, stimmt. Du hast die Haare komplett anders, habe dich überhaupt nicht erkannt. Mensch, wie gehts dir? Von dir habe ich ja ewig nichts mehr gehört.“ sage ich.
„Du, mir gehts ganz gut. Habe wieder einen anderen Job. Nur meiner Mutter gehts nicht so gut, die ist heute zu euch gezogen.“ antwortet sie.
„Du blöde Kuh! Dann habe ich bei dir heute angerufen und Du hast einen auf Psycho am Telefon gemacht. Und ich denke die ganze Zeit was die Alte für Probleme hat.“ maule ich.
„Sven, ich musste mich so am Hörer zusammen reißen, Du glaubst es nicht!“ antwortet sie unter Tränen des Lachens.
„Toll, meine Hose ist bei dem Gespräch ein wenig feucht geworden.“ sage ich.
„Hauptsache meine Mutter ist gut versorgt bei euch. Aber da bin ich mir ziemlich sicher und habe eine Sorge weniger!“ sagt sie.
Recht hat sie. Und wir haben eine tolle und völlig unkomplizierte Angehörige mehr.
*Grööööööhl!* 😆 Die hat dich aber ganz schön dran gekriegt!
LikeLike
Allerdings!
LikeLike
ein glattes 1:0 😉
LikeLike
Ohgott, bis zum Schluss dachte ich auch „Wer hat denn der die Frühstückscerealien geklaut???“
Grandios 😀
LikeLike
Pingback: Von Mittwoch bis Dienstag – die etwas andere Blogroll « Claras Allerleiweltsgedanken