Barkeeper

Flüssigkeiten tauschen, Teil 1:

Den Inhalt der Cola-Flasche in die Urinflasche gießen, die Urinflasche dann auf den Nachtschrank stellen und versuchen in die geleerte Cola-Flasche zu urinieren.

Auswahl

04:30 Uhr:

Ich betrete das Bewohnerzimmer und mache das Licht an:

„Ja, dann musst du mich töten, aber danach wollte ich noch ein klein wenig leben!“ schrie mir die Bewohnerin entgegen.

Ich überlege noch wie ich das hinbekomme.

Zensus

„Moin, haben Sie gut geschlafen?“ fragte ich die 92-jährige Bewohnerin.

„Eine beispiellose Frechheit, mich zu fragen mit wem ich gerade geschlafen habe! Was interessiert es? Unverschämtheit.“ zischte sie.

Mmh, lief da jetzt was oder nicht?

Frohe Weihnachten

Ein Bewohner redete über Weihnachten, das Fest, Familie, der Einzug in das Altenheim kurz vorm Fest usw.

„Kennst du die Weihnachtsgeschichte? Mit den Engeln, das finde ich immer kurios.“

„Ich höre!“ sagte ich.

„Ich habe mir da mal meine Gedanken gemacht. Der Weihnachtsmann wird auch immer mit schönen Engeln abgebildet. Die Engel gibt es heute auch noch, heißen anders aber erfüllen den gleichen Zweck.“

„Es wird immer spannender!“ antwortete ich.

„Genau. Heute nennt man die Engel aber Prostituierte. Die machen an sich heute das was die Engel früher beim Weihnachtsmann gemacht haben. Dann ist dir ja auch klar was da ablief.“

Gut, der Bewohner kommt gebürtig aus Süddeutschland, vielleicht war das dort so Tradition, will ich gar nicht abstreiten.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen ein schönes Weihnachtsfest!

Grüßt mir die Engel.

Pluster

„Na, und bei dir? Alles gut? Biste auch schon geplustert?“ fragte mich eine 92-jährige Bewohnerin.

„Ge–was? Was soll das bedeuten?“

„GEPLUSTERT! Bei der dritten Nadel nennt sich das ja ganz anders meinte die Frau Doktor.“ sagte sie.

„Jaaa, bin geplustert. Habe alle drei Impfungen bekommen. Du bist doch auch geboostert geplustert.“

„Jap, bin geplustert, muss man ja machen,oder? Also ich will keine von diese Corona haben. Aber ich habe was von Bio—logigorich, B-ibon, Bionimpf…. ACH WAT WEISS ICH!!!.. irgendwas mit Bio habe ich gespritzt bekommen. Und ich sach ma so: Bio ist ja nicht das verkehrteste auf der Welt, oder?“ meinte sie.

„Das stimmt. Geplusterte Bioimpfungen sollen da ja ganz gut wirken! Da hast du alles richtig gemacht.“

„Meine Tochter ist dagegen, die spinnt und redet immer was von Impfschäden. Ich bin 92, ich habe keine Angst vor Impfschäden sondern vor das Carola, äh Corona.“

Clevere Mama hat die Tochter.

Gespräche

Nachts ist es manchmal wirklich schwierig mit der Kommunikation:

„Hallo. Moin!“ sagte die Bewohnerin.

„Moin!“

„Wein, na danke, lieber nicht.“

„Du hast geklingelt?“ fragte ich.

„Wer biste überhaupt?“

„Nachtwache. Sven!“

„Ein Mönch biste? Geh mir los, den kann ich jetzt nicht gebrauchen. Ja, gut, im Kittchen war ich, das war alles vor den Zigaretten.“

„BENÖTIGST DU HILFE?“

„Du musst jetzt nicht um Hilfe schreien, das ist Blödsinn, werfe die anderen Mädels mal aus dem Auto hier und dann fahr ich weiter.“

Das Bett hat zwar vier Rollen und hängt am Strom, gefahren ist sie damit dann doch nicht.

Notiz an mich: weniger Dienste an Vollmond schieben

Hühner

Ein Bewohner sah mich im Schwesternzimmer:

„Soll ich jetzt die Hühner schlachten oder lieber nächste Woche?“ fragte er.

„Lieber nächste Woche.“

„Mag wohl stimmen.“ meinte er.

Die Sauerei kann er nächste Woche machen wenn ich frei habe…

Schmerzen

Frau I. klagte über Schmerzen, ich brachte ihr eine Tablette:

„Uuuuh, ohhj, Sie sind der Beste, was würde ich nur ohne Sie machen, prima, ach, toll, wunderbar, vielen Dank!“ sagte sie.

Eine Stunde später ruft meine Kollegin an:

„Du, Frau I. braucht etwas gegen Schmerzen!“

„Da war ich doch gerade und habe ihr was gebracht.“ sagte ich.

„Ne, sie sagte ‚der Sven kommt hier nie und bringt mir was, den habe ich schon Wochen nicht mehr gesehen, der gibt mir eh nie was auch wenn er arbeitet'“

Also machte ich mich wieder auf den Weg zu der Bewohnerin:

„Na, wie geht es?“ fragte ich.

„Ach, schlecht, wieso bringen Sie mir keine Tablette? Ich bettel und bekomme nichts, ist das alles schrecklich.“ sagte sie.

„Nehmen Sie doch die Tablette in dem grünen Becher direkt neben dem Glas.“ sagte ich.

„Ohh, da hat mir schon die Schwester eine Tablette hingestellt. Dann brauche ich keine Tablette mehr zusätzlich von Ihnen. Sie tun immer so viel für mich, ich kann mich nicht oft genug bedanken.“

Grrrrrrr.

Neuaufnahme

Vor drei Tagen ist eine neue Bewohnerin eingezogen, die Frau kam mir die ganze Zeit irgendwie bekannt vor.

„Waren Sie schon mal hier im Haus? Zur Kurzzeitpflege oder in der Tagespflege?“ fragte ich.

„Ne, gar nicht. Bin das erste Mal hier.“ sagte sie.

Merkwürdig. Ich kenne die Frau.

Nächster Tag, nochmal gefragt:

„Waren Sie schon mal auf einer anderen Station hier?“

„Ne, auch nicht. Auch wenn Sie mich jeden Tag fragen.“

„Mmh. Na, ok.“

„Ja, früher… früher hat meine Schwester hier gewohnt. Das ist aber schon zu lange Herr, junger Mann.“

„Wie war der Name Ihrer Schwester?“

„Maria Mustermann.“

„Maria Mustermann…. arbeitete bis zum Ruhestand im Blumenladen, ganz krummer Rücken am Ende, hatte die Prothesen immer ins Kissen gesteckt, hatte ihr Zimmer direkt neben dem Balkon im obersten Stockwerk.“

„…. Sie..Sie.. Sie kennen noch meine Schwester? Das ist so lange her. Ich kann das gar nicht glauben. Aber sie ist 1998 gestorben.“

„Da war ich schon hier.“

Daher kannte ich die neue Bewohnerin also. Sie verhielt sich früher immer so als wenn sie unsichtbar wäre oder wie ein Schatten wenn sie zu Besuch war. Als wenn sie nicht erkannt werden wollte oder keine Unannehmlichkeiten machen wollte. Eigentlich unauffällig aber trotzdem so auffällig dass man sich sie gemerkt hat. Vielleicht deswegen.

Natürlich kenne ich auf Kommando nicht mehr alle Bewohner von 1998-2021, das war Zufall in dieser Situation da ich auf der Station zu der Zeit arbeitete.

Wiedersehen

Nach ungefähr 12 Wochen war ich mal wieder auf einer Station im Bewohnerzimmer, wo eigentlich die Kolleginnen arbeiten, das ist die Station wo ich vorher jahrelang im Tagdienst gearbeitet hatte:

„MAN, MAN, WAS GIBT ES HIER ZU KLINGELN?!? ICH WILL AUF KEINEN FALL GESTÖRT WERDEN BEI DER ARBEIT!“ rief ich in das Zimmer.

„Ach ne, habe ich eine Entzündung an den Augen? Du lebst ja auch noch, darf doch nicht wahr sein.“

„Natürlich. Und ihr nervt mich alle noch extrem, mehr als vorher, aber das muss ich ja nicht extra erwähnen.“

„Ja, das ist klar. Wo warst du denn so lange? Ich habe schon immer in der Zeitung bei den Todesanzeigen nach dir geschaut, da war aber auch nichts zu lesen.“

„Als wenn du noch lesen kannst in deinem Alter.“

„Dir lese ich gleich was vor, sei besser vorsichtig.“

„So, ich muss los, wehe hier wird nochmal heute geklingelt, ich flippe sonst komplett aus.“

„Lass dich öfters mal sehen, hat mich gefreut dich zu sehen!“

So gefällt mir das. Leute anschnauzen und die freuen sich dann auf das nächste Wiedersehen.