Tagesarchiv: 28. Januar 2011

Seil

Frau K. war mal wieder bockig, maulig, frech, quasi die typische Durchschnittsfrau.
Sie sitzt im Rollstuhl, wollte nach unten per Fahrstuhl gebracht werden.

„Aber ziemlich zügig, nicht das ich hier noch versauer oder Du mir einschläfst.“

„Von wegen einschlafen!“

„Bei dir ist alles möglich!“ fauchte sie.

Nix, so nicht, Frau M.

Da die Station sich im 2.Stock befindet habe ich Frau M. an das Geländer mit Blick nach unten gschoben.

„Was soll der hirnverbrannte Quatsch?“ meinte die Dame.

Zufällig war der Hausmeister mit seinem mobilen Werkzeugwagen auf unserer Station, ich klaute ihm ein Seil.

„Willste mich erhängen, das passt zu dir!“ rief mir Frau M. entgegen.

„Ne, ich will dich von hier oben jetzt abseilen.“

Vorteil an der ganzen Sache: Frau M. glaubt immer alles.

„Du kommst in das Gefängnis wenn was passiert!“

„Passiert schon nichts.“

„Ach, red nicht immer so dummes Zeug.“

Seil an den Rollstuhl gebunden, sie war zum abseilen bereit.

„Finde ich gut, Sven, so muss das.“ sagte der Sohn von Frau M. Er war gerade die Treppe hochgegangen, ich hatte ihn nicht gehört.

„Ärgert Mutter euch wieder.“

„Ja,wie immer.“

„Hast meine Vollmacht, darfst Mutter noch härter behandeln als sonst.“

„Ach Fred, halt den Mund.“ Krächzte Frau M.

„Wunderbar.“ sagte ich

„Das es dir gefällt war mir schon klar!“ meinte Frau M.

„Das mit dem Seil geht aber nicht!“ sagte der Sohn.

„Ne?“

„Ne! Das muss ab und dann packen wir beide den Rollstuhl an und werfen Mutter da runter.“

„Das geht auch!“

„Sagt mal, das macht ihr doch nicht,oder? Wenn ich falle bin ich Geschichte und bei den Temperaturen ein Loch graben macht auch keinen Spaß, der Boden ist knochenhart.“

So ging das immer weiter.

Fazit:

Sie nimmt, wie immer, den Fahrstuhl.
So wird nur Frau M. ´behandelt´.
Ihre Stimmung hat sich danach deutlich aufgehellt.