Archiv der Kategorie: Aufreger

Kleiderschrank

Der Sohn eines Bewohners kommt in das Schwesternzimmer:

„Der Kleiderschrank meines Vaters sieht unaufgeräumt aus, alles liegt durcheinander, ich habe keine Ahnung was sauber und was dreckig ist, so geht das hier nicht.“

„Sie haben mir erzählt das ihr an Alzheimer erkrankter Vater in seinem Zimmer tun und lassen soll was er will und wie er das will. Da er heute am Kleiderschrank zu arbeiten war hat er den nun so umgeräumt. Wir können den Schrank auch abschliessen, kein Problem.“

„Nein, ich möchte das er an seine Sachen rankommt wann er will.“

„Dann müssen Sie auch mit den Folgen leben, in diesem Fall das der Kleiderschrank aussieht wie Ihr Vater das will. Vielleicht findet er das so in Ordnung.“

„So dement ist mein Vater nun auch wieder nicht.“

„Da kann ich nichts zu sagen. Heute morgen war er auf dem Weg in die Stadt, meine Kollegin hat ihn nur durch Zufall gefunden. Er wusste nicht wo er ist und was er da macht, das hatte ich Ihnen heute auch auf den Anrufbeantworter gesprochen.“

„Hatte er eine Jacke an?“

„Nein, die hat er wohl im Kleiderschrank nicht gefunden.“

„Das hat er früher aber nicht gemacht.“

„Nein, wie auch? Seine Frau hat ja auf ihn aufgepasst. Er ist ja jetzt bei uns weil seine Frau das nicht mehr ausgehalten hat mit dem Mann und eine Schwächeanfall erlitten hat.“

„Völliger Blödsinn, meine Mutter hatte keine Schwächeanfall.“

„Oh ja, habe das hier im Bericht vorliegen, hat der Stationsarzt vom Krankenhaus bzw die Krankenschwester uns heute zugefaxt.“

„Naja, wie dem auch sei, der Kleiderschrank gefällt mir nicht.“

„Sagen Sie mir eine Lösung und wir werden uns darum kümmern.“

„Dann melde ich mich noch mal hier.“

Ich glaube mit dem Helden werden wir noch viel Spaß haben.

Besuch

Herr G. liegt im Krankenhaus, nun schon 14 Tage. Der ehemalige Nachbar kommt auf die Station:

„Hier, ich wollte zu dem Herrn G.“

„Oh, der ist noch im Krankenhaus.“

„Ne Junge, der ist hier, im Krankenhaus erreiche ich ihn nicht.“

Gut,dann ist er hier, mir wird ja nicht geglaubt.

„Gehen Sie zu seinem Zimmer, ist aber abgeschlossen.“

„Warum schließt er ab?!?“

„Weil er nicht da ist.“

„Na, schau ich mal.“

Nachgeschaut hat er, Herr G. war nicht da.

„Und? Was sagt Herr G. so?“

„Mmh, der ist nicht da.“

„Nicht? Schau mal an.“

„Aber im Krankenhaus erreiche ich den nicht, unter seiner Nummer geht keiner ran.“

„Dann rufen Sie doch mal direkt an der Pforte an, die haben die Telefonnummern zu den Zimmern.“

„Ich habe noch die Nummer von seinem letzten Krankenhausaufenthalt.“

„Naja, würde mich wundern wenn er in exakt dem gleichen Zimmer liegen würde wie bei seinem letzten Aufenthalt dort.“

„Recht hast vielleicht, mal schauen.“

Das die Menschen immer so mißtrauisch sind…

Zweitwohnung

„DU BIST EIN ECHTER SCHEISS TYP!“ hörte ich Frau O. sagen.
Was war da nun wieder passiert?
Bevor ich mir das nachfragen konnte stürmte Frau O., dement, auf mich zu:

„Sven, sag mir die Wahrheit!“

„Gerne.“

„Ich habe hier doch ein Zimmer.“

„Na sicher.“

„Genau.Und, habe ich in der Stadt auch noch eine Wohnung in der ich mich manchmal aufhalte?“

„Natürlich, ab und zu gehst Du doch auch dahin, heute lohnt sich das nur nicht weil es wieder regnet.“

„Ne, ne, heute will ich da nicht mehr hin.“

„Und warum oder welche Person hast Du gerade angebrüllt?“

„Den neuen Kerl hier, der will mir erzählen das ich hier wohne und sonst keine Wohnung mehr besitze, die ganze Zeit erzählt er mir das, der soll weg gehen.“

„Ich rede mal mit dem Kerl, der ist neu hier und hat da noch nicht so den Überblick, keine Sorge, ich regel das.“

„Sven, Du bist der Beste.“

„Da erzählst Du mir nix neues.“

„Hehe.“

Ja, unser Praktikant wollte der Frau O. doch erzählen das sie nur hier ein Zimmer hat und sonst nirgendwo.
Das ist vollkommen richtig, nur wenn ich das einer dementen Person erzähle, die felsenfest vom Gegenteil überzeugt ist dann beiße ich da auf Granit. So etwas kann man der Dame nicht erzählen.
Besser man sagt das sie die Wohnung in der Stadt noch hat und sie ist glücklich. Diese Diskussionen bringen überhaupt nichts.

„Wusste ich das die an Demenz erkrankt ist?“ hörte ich ihn sagen.

„Normal ja, hier sind nur 3 Bewohner geistig fit, hatten wir dir doch öfter gesagt.“

„Aber DIE? Ne, das hatte ich nicht geglaubt.“

„Klar, wir würden das auch erzählen wenn es nicht so ist. Die können gut schauspielern bzw die Krankheit überspielen, vertue dich da nicht.“

„Naja, aber Frau O.?“

„Ja, Frau O., sie erzählt auch das ich noch 15000€ für sie aufbewahre.“

„Ja genau.“

„Meinste wirklich das ich das Geld habe? Wie komme ich dazu? So etwas darf ich doch nicht machen.“

„Sie erzählt das aber.“

„Weil sie an Demenz leidet.“

„Mmmh.“

Keine Ahnung ob er das geschnallt hat, denke nicht.

Aber ich will aufhören hier immer über den Praktikanten zu schreiben, würde mir sonst die Hände blutig schreiben.

Atheist

Viele Menschen der älteren Generation glauben an Gott. Eine Bewohnerin ist ab und an sehr unruhig, schreit nach der heiligen Maria. Gibt man ihr den Rosenkranz in die Hände hört sie sofort auf zu schreien und beruhigt sich.
Wieder war es der Fall das Frau A. sehr laut schrie, ich fragte unseren 17 Jahre alten Praktikanten ob er der Dame den Rosenkranz geben könnte:

„Nö.“

„Warum nicht?“

„Ich glaube nicht an das Zeugs.“

„Brauchste ja auch nicht, Du sollst ihr nur den Rosenkranz geben und ihr nicht die Beichte abnehmen.“

„Das mache ich nicht, das ist meine eindeutige Meinung.“

Keine Ahnung wo sein Problem ist, er kann doch, ohne an Gott zu glauben, der Dame den Rosenkranz in die Hand packen.

Merkel will Hartz4 Bezieher in die Pflege jagen

Das sind mal wieder schöne Nachrichten, ich bekomme neue Kollegen! Merkel will die Bezieher von Hartz4 zu Pflegekräften ausbilden, ein Crashkurs dauert ca. 3-6 Wochen und dann werden die Menschen auf die alten Herrschaften losgelassen.Toll.
Warum wird jeder ohne Arbeit sofort in die Altenpflege geschickt? Klar herrscht Pflegenotstand, kein Thema.
Nur muss man dafür echt Motivation und Lust haben, den Job machen die meisten Menschen nun mal ungerne schon freiwillig.
Wenn man dann auch noch „gezwungen“ wird die Arbeit zu machen hat das überhaupt keinen Sinn.Da kann man wirklich besser alleine arbeiten, die Menschen, die so in den Job kommen sind nicht wirklich hilfreich.Und ob das Thema Pflegenotstand so besser wird wage ich zu bezweifeln.
An die 50 Männer und Frauen hatten wir schon auf der Station, alle von der Arbeitsagentur. Keiner hat es länger als 4 Monate „ausgehalten“, die meisten sind nach 4 Wochen gegangen oder gar nicht wieder gekommen.
Die Menschen wurden auch niemals von uns ins kalte Wasser geworfen, die hatten einfach keinen Bock aufs Altenheim. Das soll nicht bedeuten das jeder Hartz4 Empfänger faul ist oder keine Lust hat. Es ist halt nicht nur Händchen halten und Oma spazieren fahren, gerade die Arbeit mit Dementen macht einen als Fachkraft ja schon schwer zu schaffen. Wie soll das dann ein Crashkursteilnehmer der Altenpflegehelferkurse alles verdauen?
Die Lehrkraft bei den örtlichen Maltesern war bis vor 4Jahren Schülerin auf unserer Station, nun leitet sie diese Altenpflegehelferkurse.Ich meine das sie knapp 1 Jahr als examinierte Kraft gearbeitet hat bevor sie die Stelle als Lehrkraft angenommen hat. Und das Mädchen will die Hartz4 Bezieher auf den Alltag im Heim vorbereiten? Mal sehen was das wird, ich kann es mir jetzt schon denken….