Strudel

Heute gab als Beilage zum Abendbrot einen Strudelpudding oder wie sich das Teil nennt, ist so eine Mischung aus Schokoladen- und Vanillepudding, Campina stellt die Dinger her.

Eine der Bewohnerinnen ist da ziemlich scharf drauf, sie liebt diesen Pudding, nach dem Abendbrot schaute sie auf ihren Strudelpudding.

„Hör mal, kann ich den Pudding mit auf mein Zimmer nehmen?“ fragt sie.

„NEIN! Ich habe das nicht so gerne!“ antworte ich. (Leider kennt die Dame mich und weiß wie „ernst“ ich das meine)

„Dann nicht. Und wenn ich nicht auf dich höre und den Pudding trotzdem mitnehme? Dann schauste aber blöde aus, wah?“ fragt sie mich und grinst dabei.

„Was dann passiert? Ich zeige es dir!“ sage ich zu ihr, gehe dabei in die angrenzende Küche, hole mir einen Löffel, reiße den Deckel von ihrem Pudding auf und mampfe das Teil in Blitzgeschwindigkeit vor ihren Augen bis zum Ende auf, so schnell konnte sie gar nicht schauen da war der Pudding weg.

Sie schaut mich mit offenem Mund an, zum Glück hat sie noch eigene Zähne, eine Prothese hätte schon lange auf dem Boden gelegen bei dem weit geöffneten Mund.

„Aber… Du bist ja… und nu?“ stottert sie.

„Nu? Nu? Nu gibts keine Zimmerpuddingparty mehr.“ sage ich und lecke den Löffel noch einmal genüsslich ab.

„Ne… wohl nicht… aber der schmeckt doch so gut.“ sagt sie.

„Oh ja, der war sehr gut. Aber da haste nochmal Glück gehabt, wir haben den ganzen Kühlschrank voll mit den Dingern, ich hole dir einen neuen Pudding. Ich wollte dich nur mal wieder sprachlos erleben, funktioniert also noch ganz gut.“ sage ich.

„Und ich glaub das auch noch!…. aber nur wenig!“ sagt sie.

Danach musste sie die ganze Zeit lachen, grinsen und wieder lachen. So freudig habe ich sie selten erlebt. Jedes Mal amüsierte sie sich als wir uns auf Station begegneten.

15 Antworten zu “Strudel

  1. Coole Aktion.
    Aber jetzt habe ich irgendwie Verlangen nach diesem doofen Pudding.

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  2. Und wieder mal muss ich sagen: Zu dir käme ich auch, aber du hast ja nicht immer Dienst 🙂
    Ich wäre da auch ein geeignetes Opfer. In der Arbeit hatten meine Kollegin und ich ganz exzellente Kekse geschenkt bekommen – handgefertigt. Ich legte meine in die Schublade und eilte nach Haus. Nächsten Tag waren sie weg und meine Kollegin sagte mit dem treuherzigsten Blick: „Ich hatte sooooooo einen Hunger, ich musste gestern länger arbeiten“. – Meine Gedanken werde ich jetzt nicht niederschreiben – aber am Ende waren die Kekse natürlich noch da.

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  3. UɐɹɟʇɐʞıuU².

    Menschen wie dich bräuchte es viel mehr, nicht nur in der Pflege. Aber das weisst du ja auch selbst 😉 !!

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  4. Ich hätte ja gesagt, Pudding ist aus aber Mettwursteis ist noch da. Doofes Gesicht x 2! 😉

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  5. hähä, du Fiesling, du weist schon ganz genau wie du mit den Ladys umspringen musst;)

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  6. Du hast enne fiiiiiiiiiiiiiese Charakter! Genau wie ich übrigens, lol.

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  7. Lieber Sven Brammert, ich lege soeben mit Tränen in den Augen Ihr Buch gelesen auf den Nachttisch… Tränen, weil ich dieses Buch nur gelesen habe, weil Papa vor 6 Monaten nach einem relativ kurzen Aufenthalt im Altenheim starb, 5 Tage nach seinem 80. Geburtstag. Sein Körper wollte schon lange nicht mehr und mein alter Herr auch nicht. Bis Januar 2014 hatte ich nie einen Gedanken an Altersheim verschwendet und nach einem Sturz beider Eltern am 3.1 mussten wir Kinder beide von jetzt auf gleich unterbringen. Zunächst beide im KH, Papa dann ins Heim, da meine Mutter sich nicht mehr kümmern wollte. Er hat es nicht gemocht, er ist verkümmert, aber daran war nicht das Heim Schuld. Ich habe soch selten so viel Hingabe und Menschlichkeit gesehen wie in den paar Wochen, in denen ich fast täglich dort war. Die Pfleger haben alles unternommen, um ihm das Lebensende so angenehm wie möglich zu gestalten. Ein grosses Dankeschön an Sie für Ihre wichtige und wertvolle Arbeit und für dieses schöne Buch!!
    PS Übrigens hat Papa auf der Dementenstation gelegen und auch da haben sich einige sehr witzige Episoden ereignet, nicht zuletzt die Rollatorparade, die zu seinem 80. zum Ständchen den Flur runter in sein Zimmer schlurfte 😊

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    • Klar, wer von den älteren Menschen möchte nicht gerne zu Hause alt werden, wenn ich hier im Heim fragen würde dann wären alle lieber zu Hause. Wenn dann der Umzug ins Heim relativ schnell gehen muss dann ist es noch schwerer sich mit der neuen Umgebeung anzufreunden. Wie war dein Gefühl wenn du dich vorher nie mit dem Thema Altenheim auseinander gesetzt hast? Gab es Vorurteile die eingetreten sind oder hast du dir das genau so vorgestellt?

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