Tagesarchiv: 28. August 2014

Geh mal Haare machen!

Frau H.hatte heute eine ehemalige Arbeitskollegin zu Besuch. So alle sechs Wochen schaut die Besucherin mal vorbei.

Frau H. ist ziemlich fit, benötigt als einzige Bewohnerin keine Hilfe, sie muss nur geweckt werden. Sie kann und soll auch alleine entscheiden was sie machen will, anziehen möchte usw.

Nun war ich im Schwesternzimmer und die Besucherin von Frau H. sprach mich an:

„Hier! Die Frau H. soll zum Frisör, der ist doch am Freitag hier im Haus.“ sagt sie.

Wie gesagt, Frau H. kennt die Frisörzeiten und kann das alleine entscheiden.

„Ah, dann will Frau H. die Haare geschnitten haben.“ sage ich zu der Frau.

„Keine Ahnung. Nur sieht das hinten unmöglich aus, die Haare müssen mal wieder ab.“ erzählt sie.

OK, Frau H. weiß noch gar nichts von ihrem Frisörbesuch. Dann ist mir das eigentlich völlig egal was die Besucherin will oder ob ihr die Haarpracht von Frau H. nicht passt. Aber man ist ja gut erzogen und noch freundlich:

„Ich kümmere mich darum!“ sage ich zu der Dame.

Sie schaut mich mit einem sehr skeptischen Gesichtsausdruck an:

„Ihre Kolleginnen schreiben sich das immer auf!“ gibt sie mir als Rat mit.

„Joah, ich bin noch jung, so etwas kann ich mir gerade so merken.“ sage ich.

„Ich würde das aufschreiben! So wie ihre netten Kolleginnen. Die Damen sind nämlich nicht so ein Kotzbrocken wie Sie es sind,junger Mann!“

„Das wird schon, wie gesagt!“ sage ich.

„Ich bin morgen auch noch in der Stadt, mal sehen ob sie dann beim Frisör war.“ sagt sie.

Alles klar, jetzt reicht es mir, die Alte war mir schon immer unsympathisch, dann will ich ihr das auch sagen:

„Kommen Sie ruhig, sie wird nicht zum Frisör gehen.“ sage ich.

„Aber Sie soll morgen zum Frisör, ich habe ihnen das doch gerade eindeutig gesagt!“ meckert sie.

„Ja, ich wollte auch nur nett sein. Wenn Frau H. nicht zum Frisör will dann jage ich sie da morgen auch nicht hin.“ erkläre ich ihr.

„Die Haare sehen aber schlimm aus, so kann die doch nicht unter Leute gehen!“ meckert sie weiter.

„Natürlich. Und wenn die Haare bis zum Boden hängen, völlig egal. Besucher bestimmen über den Frisurstyle der Bewohner, möchten Sie das später so haben falls Sie mal im Heim leben? Ich komme Sie dann besuchen und gehe danach zu den Schwestern und erzähle denen das Sie unbedingt zum Frisör sollten. Wie würden Sie das finden?“ fauche ich.

„Sie haben ja mal Vergleiche!“ staunt sie.

„Es wäre doch genau die Situation wie jetzt.“ sage ich.

„DIe Damen hier haben das immer aufgeschrieben!“ bellt sie weiter.

„Gut, ich schreibe das dann auch auf. Sind Sie dann zufrieden?“ frage ich.

„Ja, aber wo landet dann das Papier?“ fragt sie.

„Im Mülleimer. Können Sie sich doch auch denken.“ antworte ich.

Sie hat es nicht kapiert. Mündigen Bewohnern etwas vorschreiben, geht es noch? Ich wundere mich, ins Gesicht hat sie mir nicht gespuckt. Kommt vielleicht morgen Nachmittag.

 

 

Blase

Gestern fand wieder ein Wortgottesdienst in der hauseigenen Kapelle statt. Dort nehmen dann auch viele ältere Menschen, die nicht im Haus wohnen, teil.

So auch diese ältere Dame mit ihrer Tochter, ich hörte nur das Ende von dem Gespräch:

„Kind, ich muss aber wirklich vorher nochmal auf die Toilette!“ sagte die Dame.

„Mama, wir schauen. Nach der Messe kannst Du da hingehen.“ sagte die Tochter.

„Ich muss aber wirklich vorher! Sonst mache ich während der Messe.“ bettelte die Dame.

„Dann sind aber alle Plätze besetzt. Wir gehen jetzt in die Kapelle und danach schön auf die Toilette.“ sagte die Tochter.

Die Mutter hat sich dann ihrem Schicksal ergeben.

Was für eine Scheisse. Wieso hilft die Tochter der Mutter nicht schnell? Es war 15:40h, der Gottesdienst fängt um 16h an.

Nur damit an in der ersten Reihe sitzt? In der Woche sind die Plätze niemals alle belegt. Mutter sitzt da jetzt mit einer vollen Blase und betet für ein schnelles Ende der Messe damit sie auf die Schüssel kann.

Die Dame wird wohl sonst auch von der Tochter zu Hause versorgt, da klappt es doch dann auch mit dem Toilettenbesuch. Hoffe ich doch mal.