Lästerschwester

Unsere Frau XY ist geistig fit, macht immer einen netten und kumpelhaften Eindruck. Kaum entfernt man sich von ihr und eine Kollegin kommt vorbei dann wird über die Schwester abgelästert, die vorher im Zimmer war, dies kann die Bewohnerin meisterhaft. Niemand wird verschont, auch nicht die Stationsleitung. Laut der Bewohnerin ist unsere Stationsleitung leicht faul, redet viel und bewegt sich wenig usw. Irgendwann macht das natürlich unter den Kolleginnen die Runde und auch die Stationsleitung bekommt das natürlich mit. Mich persönlich würde das überhaupt nicht jucken, unsere Leitung kocht bei so etwas aber immer.
Nun hat die Bewohnerin, natürlich sehr freundlich zu der Stationsleitung, ihr das „Du“ angeboten.
Nein, sie will die Bewohnerin nicht per „Du“ ansprechen, sie bleibt beim „Sie“.
Am nächsten Tag sehe ich die Leitung in der Nähe der Bewohnerin, keiner der beiden Helden sagt etwas.

„Redet ihr nicht mehr miteinander?“ frage ich unsere Leitung.

„Ach, sie meint das ist hier alles so unpersönlich, sie fühle sich nicht wohl. Nur weil ich beim ´Sie´ bleiben will.“

„Ah,Ok.“

Danach gab es dann bei der Übergabe hitzige Debatten über das „Du-Sie“ Thema. Einige können die Leitung verstehen, andere nicht.

Ich kann das kein Stück nachvollziehen. Die Dame mag für ihr Leben gerne lästern, bietet aber das „Du“ an. Da muss man doch jetzt kein Faß von aufmachen. Ich kann auch unsere Lästertante Frau XY verstehen: Wenn dort vier Bewohner sitzen, drei werden per „Du“ angesprochen und Frau XY mit „Sie“ dann fühle ich mich nicht wirklich angekommen im Heim.

Bin gespannt wie es mit den beiden Tusneldas weiter geht.

13 Antworten zu “Lästerschwester

  1. Die Stationsleitung ist vermutlich angep…t, weil über sie so unschön gelästert worden ist. 😉

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  2. Ich kann da ja eigentlich beide Seiten verstehen. Frau F. fühlt sich ausgeschlossen und die Stationsleitung angegriffen.
    Allerdings sollte man als Stationsleitung auch Gelästere abkönnen. Das ist halt so. Je älter die Leute werden, desto offener lästern sie, Fakt ist aber, dass jeder mal irgendwann über irgendwen lästert.
    Wenn man schon beim Sie bleibt -was ich nachvollziehen kann, weil es professioneller wirkt und auch eine Respekt-Sache ist- dann bitte bei allen. Da das nicht der Fall zu sein scheint, dann würde ich das Du annehmen.

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  3. Die Menschen leben im Heim, wenn sich jemand mit dem „Du“ wohler fühlt, dann ist das vollkommen in Ordnung und erhöht sicher den Wohlfühlfaktor bzw. das sich heimisch fühlen. Die Dame lästert nur, also was solls, das ist kein Grund um das „Du“ abzulehnen, da sollte man als professionelle Pflegekraft drüber stehen …

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  4. Hm.
    Ich habe jemanden in der Abteilung „Junge Pflege“ – alle geistig normal, aber halt körperlich behindert.
    In dem Haus sind auch Stationen mit alten Menschen, dort wird sich geduzt.
    Bloß ausgerechnet in der Jungen Pflege besteht der Stationsleiter darauf, dass sich alle siezen und mit Nachnamen ansprechen.
    Finden alle Beteiligten inklusive mir hochgradig albern, aber man kann ja nichts dagegen tun.
    Früher war „mein Bewohner“ in einem anderen Haus, da hat man sich mit fast allen geduzt.
    Fand ich wesentlich sympathischer, persönlicher und direkt schon familiär.
    Machts auch für mich als Angehörigen blöd, wenn ich mich mit den meisten vom Personal duze (wir sind auch alle so um die 30, das ist okay), aber zwischen dem Bewohner und den Angestellten ein erzwungenes Siezverhältnis besteht, das eigentlich keiner außer dem Chef haben will.

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  5. Dachte ich hab mich in der Seite vertan und bin auf dem Kindergartenblog gelandet… -.-

    Wenn die Leitung ein Problem hat soll sie das doch einfach offen ansprechen. Als Bewohnerin würde ich mich auch schlecht fühlen wenn nur ich gesiezt würde, und das auch noch ohne die Gründe zu kennen.
    Aber sowas ist doch einfach nur ein Kindergartenspielchen.

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