Einer unserer Bewohner verbringt seine Freizeit gerne auf dem Zimmer. Dort schaut er TV, rasiert sich oft oder kämmt sich die letzten Haare. Zu den Mahlzeiten ist er aber dann im großen Speisesaal um sich nach den Mahlzeiten über die Bewohner aufzuregen.
Er hat nicht wirklich Kontakt zu den Bewohnern, lebt lieber für sich alleine.
Am Abend hatte ich ihm das Spiel Juve-Bayern angemacht. Ich schaute noch kurz die Vorberichte mit ihm. Er war aber nicht wirklich bei der Sache, schaute immer zu der Deckenleuchte.
Man muss dazu folgendes erklären: Drei Deckenleuchten sind im Zimmer und ein festinstalliertes Radio befindet an der Wand. Bei einer Deckenleuchte ist wohl heute die Birne kaputt gegangen.
„Ja, er sitzt da noch drin!“ sagt er mir.
„Was? Wovon redest Du?“ frage ich.
„Na, die Lampe da oben! Da ist so ein Tier drin. Das wandert dann heute Nacht wieder an der Decke und über mein Bett!“ sagt er.
Ah. Kann ja sein, vielleicht ein Insekt oder etwas in der Art. Mal nachfragen:
„Was ist das für ein Tier? Oder wie groß ist es?“
„So groß wie die Fernbedienung!“ sagt er.
Der Mann hat einen Plasma, die Fernbedienung ist so groß wie ein Meerschweinchen.
„Quatsch, wie soll das Tier an der Decke laufen ohne auf den Boden zu fallen?“ frage ich leicht verwirrt.
„Du, der eine verrückte Mann aus dem Speisesaal hinten war hier und hat das Tier im Mund gehabt. Er hat dann richtig ein Stück rausgebissen. Ein elendes Schwein ist das! Dann ist das Tier wieder da oben hingerannt. Ein richtiges Stück hat er abgebissen. Durch die Wunde kann das Tier an der Decke kleben.“ erklärt er mir.
„Hä? Was soll das für ein merkwürdiges Tier sein? Frettchen? Maus? Ratte? Schlange?“
„Ja, ja, so eine Mischung, genau! In der Nacht kommt das Tier raus.“ sagt er.
„Schön und gut. Aber was frißt das Tier überhaupt?“
„Hier liegt ja genug auf dem Boden rum, da geht er dann bei. Oder er frißt die kleinen Vögel. Dann liegt alles voll mit Federn.“ antwortet er.
„Vögel? Wo hat er die denn her? Der bleibt doch immer hier im Zimmer,oder?“
„Sicher. Die holt er sich aus dem Vogelkasten!“ sagt er und zeigt auf das beschriebene Radio.
„Das ist doch kein Vogelkasten da oben, das ist ein Radio.“
„Radio? Ach sooo. Und ich wundere mich schon die ganze Zeit was es zu bedeuten hat. Radio… ein Radio… sehr schlecht, das ist schlecht.Ganz schlecht.“ sagt er.
„Warum das?“
„Wo sollen die Vögel jetzt übernachten?“ fragt er.
„Die Vögel können hier ja fliegen, Du hast das Tier in der Lampe ja eh lieber als die Vögel. Soll sich das Tier halt einige Vögel reißen damit es was zu fressen hat.“ meine ich.
Er freut sich über meinen Vorschlag. Die Idee mit dem Besen, mit dem ich gegen die Deckenleuchte hämmerte, war nicht so prall, da wurde er sauer. Ich soll das kranke Tier doch in Ruhe lassen.
Mal sehen wie es dem Tier heute Nachmittag geht.