Monatsarchiv: August 2012

Eis

Der Sohn einer Bewohnerin kommt mit Eis aus der Eisdiele vorbei, er hat an die 30 Hörnchen mit jeweils zwei Kugeln dabei. Ich habe einen Kaffeepot in der Hand, er sieht mich:

„Hier Sven, ich habe Eis dabei, nimm!“

„Ne, danke, ich habe gerade Kaffee. Trotzdem nett von dir.“

„SCHEISSE, DU NIMMST JETZT EIN SCHEISS EIS HIER WEG,LOS ISS!“

„Sag mal, gehts noch? Beruhig dich mal, ich will dein Eis nicht.“

„SVEN,NIMMMMMMMM!“

„Ne, ich will wirklich nicht.“

„Scheisse, wo soll ich mit dem Eis hin, hier schmilzt mir das weg. An die Bewohner kann ich es nicht verteilen, hier ist ja kein Schwein!“

„Ne, viele sind unterwegs oder bei der Beschäftigungstherapie.“

„Nimm bitte das Eis und verteile es, ich komme damit nicht klar.“

„Ja, ja, keine Panik.“

Habe es dann noch auf den anderen Stationen verteilt. Nicht das der Sohn noch eine Herzattacke bekommt.

Ach so, hatte ich die Uhrzeit erwähnt? 9:35h,morgens.

Sünde

Zwei Bewohnerinnen einer anderen Station unterhalten sich miteinander, ich gehe an den Damen vorbei, die eine Frau spricht mich an:

„Hier, hör mal, die Frau hier, die will nicht mit mir Karten spielen!“

„Ja, nein, mache ich nicht. Die Frau hier hat nur Karten im Kopf!“ antwortet die andere Dame.

„Ab und zu, sicher. Aber für die Frau hier ist das eine Sünde! Stellen Sie sich das mal vor!“

„Jaaaa, eine Sünde ist das wenn man immer an Karten denkt. Genau. Das geht nicht!“ sagt die andere Dame.

„Oh, da kann ich momentan gar nicht helfen!“ antworte ich

„Warum nicht?“ frage beide fast gleichztig.

„Ich denke den ganzen Tag nur an Schnaps und Frauen!“ sage ich.

„Och, Schande, so etwas müssen Sie nicht machen. Nein, aber nein!“ meint die eine Dame.

„Hahaha, klasse, so ist es richtig in dem Alter, finde ich gut!“ sagt die andere.

Frauen….

Rechnung

Frau Y. lebt bei uns auf dem Wohnbereich, ihr Mann auf einer anderen Station. Zusammen wohnen ist natürlich möglich, klappt aber bei den beiden nicht da er sehr -freundlich ausgedrückt- dominant gegenüber ihr ist.

Nun sprach er mich an:

„Du Sven, bekommt meine Frau auch das Bett bezogen?“

„Ja sicher.“

„Und wie oft?“

„Ungefähr alle 12-14 Tage.“

„Mensch, verflucht, so geht das nicht!“ antwortet er.

„Warum nicht?“ frage ich.

„Na weil das alles Geld kostet. Dann soll sie dafür am Nachmittag den Kuchen nicht mehr essen, vielleicht spart das ja dann etwas.“

„Sag mal, das hat doch keinen Einfluss auf das Entgeld hier. Wie kommste da denn drauf? Betten beziehen wird doch nicht extra abgerechnet. Und den Kuchen nehme ich ihr nicht weg.“

„Ist das wahr?“

„Sicher!“

„Wehe Du lügst mich an. Naja, ich glaube dir.“

Worüber sich die alten Leute immer die Köpfe zerbrechen.

Gießkanne

Kollegin:

„Du Sven, ich war gerade bei Frau St. Die gute Frau hatte sich komplett eingenässt. Bett, Boden, Kleidung. Alles war nass.“

„Zum Glück bin ich da nicht zu oft!“ sage ich.

„Sie sagt aber das Gegenteil.“

„Hä? Wie meinste das?“

„Ja, sie sagte: `Ich bin hier friedlich am schlafen, auf einmal kommt der Pfleger hier rein, nimmt eine Gießkanne und macht mich von oben bis unten nass. So etwas kann doch nicht angehen.´ Ich sollte mal mit dir reden, so etwas sollst Du in Zukunft unterlassen.“

„Hehe, wie ist die denn drauf?“

„Ja, sie will dich heute nicht mehr sehen.“

„Und was mache ich jetzt mit der neu befüllten Gießkanne?“

„Ach… nervt dich das nicht wenn sie so etwas sagt?“

„Nicht die Bohne.“

Auszug

Herr M. hat das Heim gewechselt, er zieht von unserem Haus in ein privat geführtes Haus.

Die Papiere für das Heim mit Medikamentenplänen, Diagnosen, Pflegehinweisen etc. habe ich seiner Tochter mitgegeben.

Nun ruft die Enkeltochter von Herrn M. an:

„Ja Sven, ich stehe hier gerade mit Opa in dem neuen Heim.“

„Ok.“

„Du hattest den Medikamentenplan mitgegeben, da fehlt aber so einiges, ich hatte da mal einen Blick drauf geworfen.“

„Warte kurz.“

Kann ja sein, vielleicht wurde etwas vergessen, also nochmal die Kopie vom Pflegeverlegungsbogen für das Heim mit unseren Originalunterlagen verglichen. Ne, alles in Ordnung. Beide identisch.

„Du, da fehlt nix.“ sage ich.

„Sven, ich bin auch Altenpflegerin. Letztes Mal war ich bei Opa und er nahm Abends noch einen Beruhigungssaft ein, hier auf dem Plan steht da aber nichts von. Da müsst ihr schon genauer schauen wie ihr die Pläne ausfüllt. Opa soll es hier an nix fehlen. Und gerade bei Medikamenten muss man aufpassen.“

„Katja, den Melperon Saft hat dein Opa das letzte Mal am 15.02.2012 bekommen, danach wurde dieses Medikament durch den Hausarzt abgesetzt da er das Zeug nicht mehr benötigt.“

„Also als ich das letzte Mal bei ihm war hat er den Saft erhalten.“

„Dann warst Du das letzte Mal vor dem 15.02.2012 hier. Danach hat er ihn nicht mehr bekommen.“

„Auf jeden Fall hat er es mal bekommen.“

„Richtig.“

Ja, pseudofürsorgliches Enkelkind, der Opa hat die Tropfen bekommen. Nur ist das fast ein halbes Jahr her.
Meine Meinung: Wenn man den Opa so doll lieb hat und sich so um ihn sorgt dann kommt man innerhalb eines halben Jahres auch öfter mal vorbei.
Auch wohnt die Enkeltochter nur knapp 5 Kilometer entfernt.
Muss ja jeder selbst wissen.

Kaffeepreise

Frau Sch., eine Bewohnerin, sitzt im Speisesaal:

„Hallo! Junger Mann! Gibt das hier nochmal Kaffee?“

„Moin, ja sicher, hier wird aber vorher beszahlt!“ antworte ich.

„Ach so, ja natürlich. Kaffee, ein Kännchen, bitte!“

„35 Mark, bitte!“ sage ich.

„Hui, 35 Mark, tzja, na, teuer,oder?“

„Wie man es sieht. Sie brauchen ja keinen Kaffee trinken.“

„Ja, ja, ja, na, hmm. 35 Mark. Mensch, so viel Geld!“

„Ich muss da den Kaffee, Milch und Zucker von bezahlen.“ antworte ich.

„Stimmt, Zucker. Und Milch im Kaffee. Die Kühe geben auch nicht mehr so gut Milch, ja, ja.“

„Wissen Sie was? Ich habe heute meine Spendierhosen an, der Kaffee geht auf mich!“

„Ooooooch, Mensch, was sind Sie nett, toll, klasse, aber da freue ich mich! Was bin ich glücklich!“

Sie war wirklich happy.

Schwanger

„Sven,ich bin schwanger!“
„Nein,Willi!“
Bewohner….