Ausbildung

Die angehende Schwiegertochter unserer Stationsleitung macht momentan die einjährige Ausbildung zur Altenpflegehelferin bei uns auf der Station. Ziel dieser Ausbildung ist es, danach die dreijährige Ausbildung mit dem Examen hier im Haus zu machen.
Leider ist die Schwiegertochter in spe völlig untauglich für den Beruf, die Stationsleitung hält da aber die Hand drüber. In 4 Monaten ist sie mit der Ausbildung fertig, könnte dann auf die alten Menschen losgelassen werden. Aber sie will ja die andere Ausbildung noch machen.
Gestern war der Heimleiter am Nachmittag auf der Station, ich hatte mit der Schwiegertochter Dienst. Er sah sie und fragte mich (nach über 7 Monaten, die sie schon hier im Haus ist):

„Sven, wie macht sich die Christina? Kann ich ihr im Sommer einen Ausbildungsvertrag geben?“

„Puh, eigentlich will ich da nichts zu sagen, frag mal die anderen Kolleginnen hier.“

„Hä? Wieso? Was ist mit der?“

„Gut: Die Frau kannst Du vergessen. Frecher Ton gegenüber den Kollegen, unselbstständiges Arbeiten, fast schon gefährliche Pflege. Sie macht morgens die Bewohner, die sich fast alleine noch waschen und anziehen, man kann sie kaum mit einplanen. Es ist ein ganz großes Problem wenn die Schwiegertochter in spe der Stationsleitung bei uns arbeitet. Auf jeder anderen Station wäre sie untergegangen, zu 100%“

„Wie? So etwas höre ich aber zum ersten Mal.“ antwortet er.

„Wieso? Wenn hast Du denn gefragt wie sie arbeitet?“

„Stationsleitung.“ sagt er.

„Du bist witzig, was soll sie dir auch erzählen als baldiger Teil der Familie? Die werden sich ja nicht ins eigene Fleisch schneiden. Aber wie gesagt, ich will da keinem jungen Menschen die Zukunft versauen oder sonst irgendetwas. Aber so eine Person kannst Du später nicht in Eigenverantwortung auf die alten Menschen los lassen.“

„Hui, hätte ich nun nicht gedacht.“

„Frag doch bitte mal meine Kolleginnen hier, die werden die Hände auf über dem Kopf zusammen schlagen wenn sie ehrlich zu dir sind. Letzte Woche rief die Schwiegertochter hier an, ihr Onkel sei ins Koma gefallen, sie müsste nach Hamburg, kann nicht arbeiten. 4 Stunden vor Dienstbeginn. Ich hatte Dienst, es war ein Sonntag. Finde da mal so schnell jemanden der einspringt. Gut, alles geregelt, sie hat natürlich frei bekommen. Als ich Feierabend hatte war ich dann bei Facebook eingeloggt und was war dort ihre Statusmeldung? ´Liege auf dem Sofa und habe Wochenende!´ Nächsten Tag komme ich zur Arbeit und eine Schülerin fragt mich ob ich der Christina freigegeben hätte. Ich bestätigte dies und was sagt die Schülerin zu mir? Christina sagte zur Schülerin: ´Ich habe keinen Bock zu arbeiten, der Sven soll mal schön schauen wie er das alles hinbekommt, ihr sei es egal´. So etwas verbreitet sich doch schnell im Haus, ein typisches Kollegenschwein. Und jemanden aus der Verwandtschaft ins angebliche Koma jagen ist doch mal ganz, ganz mies. Das macht man einfach nicht.“

„Ich bin froh mir das mal nachgefragt zu haben, ich frage jetzt die anderen Mitarbeiter und als letztes die Stationsleitung.“

Ich hoffe er steht einmal zu seinem Wort.

Falls sich nun jemand fragt warum man nicht vorher mal mit der Heimleitung geredet hätte: Dies wurde gemacht. Nur ist das wohl eine Frage der Finanzierung der Ausbildung gewesen, diese bezahlt nicht das Haus sondern das Amt oder wer auch immer, also ist sie eine günstige Arbeitskraft für das Haus. Da wird dann schnell mal drüber weggeschaut ob jemand sinnvoll in der Pflege eingesetzt wird oder auch nicht. Leider.

14 Antworten zu “Ausbildung

  1. Tja, Gemauschel im Sozialbereich, wie du es beschriebst kein Einzelfall. Auch das – „Leider“

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  2. Tja, das liebe „Vitamin B“…

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  3. Schlimm daran ist halt, daß es um den Umgang mit Menschen geht! In einer Werkstatt oder einem Friseursalon könnte man ja noch drüberweg sehen…

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    • So jemand hat auch im Friseursalon oder in einer Werkstatt nichts zu suchen.
      Am besten, die kriegt bald ein Kind und dann hat sie ausgesorgt.
      Dafür braucht es in Deutschland ja keine Qualifikation!

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      • Wieso sollte ein Kind die Existenz sichern? Und wozu wäre das arme Wurm schon vor seiner Geburt instrumentalisiert? Dann doch lieber in die Werkstatt oder ins Büro ohne Kundenkontakt. Dann kann sie nur noch die armen Kollegen nerven.

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      • Das war Sarkasmus, war das nicht offensichtlich?

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    • Und so eine/r wechselt dir dann in der Werkstatt die Bremsschläuche… Und ganz ehrlich, beim Friseur? Wenn einer mit einer solchen Arbeitsmoral chemikalien in die Hand bekommt, dann will ich die aber auch nicht in der Nähe meines Skalps.

      (Mit verätzungen durch Bleiche etc ist nicht zu spaßen, was das angeht sollte die Ausbildung ernst genommen werden).

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  4. @Charlotte: Schönes Beispiel mit den Bremsschläuchen. Mir hat so jemand im Frühjahr letzten Jahres die Sommerreifen aufgezogen und „vergessen“, am linken Hinterrad die Radschrauben festzuziehen. Ich hab es – Gott sei Dank – schon nach ein paar Kilometern bemerkt und so einen bösen Unfall verhindert. Kommentar des „Übeltäters“: „Oooooch…ganz vergessen“.

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  5. Ich kann ja nachvollziehen das die Dame die einjährige macht um überhaupt was in der Tasche zu haben, aber sie kann doch nicht ernsthaft selbst glauben das sie so geeignet ist um noch weiter zu machen???
    Merkt sie nicht das ihr dieser Beruf nicht liegt???

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  6. So einen Praktikanten hatten wir auch.. absolut ungeeignet für den sozialen Bereich.
    Der junge Mann wollte erst eine Ausbildung zum Altenpfleger machen, ist aber (laut seiner Aussage) vom Chef gegangen worden.
    Hat dann eine Ausbildung als Heilerziehungspfleger angefangen (also für ein Wohnheim mit Behinderten Menschen) und hat sich blöde Sprüche gegenüber den Bewohnern geleistet, hat andere Kollegen hinter deren Rücken schlecht gemacht, war faul…

    Das war das schlechteste Zeugnis aller Zeiten, dass meine Stationscheffin jemals in ihrer Laufbahn schreiben musste.
    Hat aber zum Glück geholfen, er hat die Ausbildung dann nicht beendet.
    Was der Bursche jetzt wohl macht… ich hoffe, nichts soziales :-/

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