Tagesarchiv: 20. Dezember 2011

Money

Herr W. leidet an Alzheimer, er meint das Altenheim ist eine Art Kur, er komme wohl wieder nach Hause die nächsten Tage.
Manchmal (so um die ungelogene 150 Mal) fragt er uns wann er denn endlich nach Hause kann.
Alle Kolleginnen sagen ihm nach dem 20.Mal fragen:

„Sie wohnen doch hier, ich zeigen Ihnen ihr Zimmer.“

Seine Antwort lautet immer:

„Wer hat das angeleiert?“

Antwort:

„Ihre Tochter!“

Seine Antwort darauf:

„Das war bestimmt mein Schwiegersohn, der ist so dominant, will immer alles zu sagen haben. Wenn die hier vorbei kommen, oh ne, dann ist was los.“

Und schon gehts wieder los wie jedes Mal:

„Wo ist mein Geld? Wer bezahlt das hier? Kann ich meine Tochter anrufen?“ Immer so weiter.

Sieht er mich und fragt wann er nach Hause kommt erhält er folgende Antwort:

„Du Willi, übermorgen geht es nach Hause!“

„Ja?“

„Sicher! Alles mit deiner Tochter abgeklärt!“

„Und das ist zu 100% sicher“

„Zu 1000%!“

„Du hilfst mir dann und sagst mir das noch einmal,ja?“

„Aber natürlich.“

Mich fragt er das auch öfter, so an die 10 Mal pro Tag.

Der Vorteil, nicht immer die Wahrheit zu erzählen, liegt doch auf der Hand:

Er ist beruhigt, nimmt den Tag viel gelassener hin als mit der Wahrheit. Es geht ihm bedeutend besser.

Nun sagen mir meine Kolleginnen immer, täglich, folgendes:

„Du kannst ihm das doch nicht so erzählen, ist doch gelogen. Was ist wenn er sich übermorgen daran erinnert und dann vor der Tür steht? Das kannste nicht machen!“

Klar kann ich das machen! Er wird sich das bis übermorgen nicht merken, auf keinen Fall.

Warum soll ich dem Bewohner den Tag versauen? Und das im 10 Minuten Takt?

Niemals werde ich das machen.

Ach, mit Validation kommt man bei dem Bewohner auch nicht weit.