„Ist meine Mutter da?“ fragt der Anrufer.
„Sie ist gerade zur Toilette gegangen,müsste aber gleich wieder da sein.“ antworte ich.
„Ja.. Mmh… Ach.Ich rufe dann nächstes Jahr zu Weihnachten an.“
„Ist meine Mutter da?“ fragt der Anrufer.
„Sie ist gerade zur Toilette gegangen,müsste aber gleich wieder da sein.“ antworte ich.
„Ja.. Mmh… Ach.Ich rufe dann nächstes Jahr zu Weihnachten an.“
Im Keller gibt es einen Raum für Getränke, für diesen Raum gibt es Öffnungszeiten. Gäbe es diese Zeiten nicht dann würde der Raum nach einer Woche komplett im Chaos versinken. Nach den Öffnungszeiten wird der Raum vom Hausmeister wieder abgeschlossen.
Nun hat wohl jemand diesen Raum aufgebrochen und 10 Kisten Leergut mitgehen lassen. Niemand hat etwas bemerkt.
Ich frage mich nur wie das möglich ist, es muss doch auffallen wenn eine Person mit 10 Kisten das Heim verlässt, egal wie.
Die Pforte ist ständig besetzt, abends kann man zwar ab 20h raus, nicht aber wieder hinein.Dafür muss man klingeln.
Und 10 Kisten auf einmal schleppt doch kein Mensch. Was man sich für knapp über 30€ alles antut.
Herr W. leidet an Alzheimer, er meint das Altenheim ist eine Art Kur, er komme wohl wieder nach Hause die nächsten Tage.
Manchmal (so um die ungelogene 150 Mal) fragt er uns wann er denn endlich nach Hause kann.
Alle Kolleginnen sagen ihm nach dem 20.Mal fragen:
„Sie wohnen doch hier, ich zeigen Ihnen ihr Zimmer.“
Seine Antwort lautet immer:
„Wer hat das angeleiert?“
Antwort:
„Ihre Tochter!“
Seine Antwort darauf:
„Das war bestimmt mein Schwiegersohn, der ist so dominant, will immer alles zu sagen haben. Wenn die hier vorbei kommen, oh ne, dann ist was los.“
Und schon gehts wieder los wie jedes Mal:
„Wo ist mein Geld? Wer bezahlt das hier? Kann ich meine Tochter anrufen?“ Immer so weiter.
Sieht er mich und fragt wann er nach Hause kommt erhält er folgende Antwort:
„Du Willi, übermorgen geht es nach Hause!“
„Ja?“
„Sicher! Alles mit deiner Tochter abgeklärt!“
„Und das ist zu 100% sicher“
„Zu 1000%!“
„Du hilfst mir dann und sagst mir das noch einmal,ja?“
„Aber natürlich.“
Mich fragt er das auch öfter, so an die 10 Mal pro Tag.
Der Vorteil, nicht immer die Wahrheit zu erzählen, liegt doch auf der Hand:
Er ist beruhigt, nimmt den Tag viel gelassener hin als mit der Wahrheit. Es geht ihm bedeutend besser.
Nun sagen mir meine Kolleginnen immer, täglich, folgendes:
„Du kannst ihm das doch nicht so erzählen, ist doch gelogen. Was ist wenn er sich übermorgen daran erinnert und dann vor der Tür steht? Das kannste nicht machen!“
Klar kann ich das machen! Er wird sich das bis übermorgen nicht merken, auf keinen Fall.
Warum soll ich dem Bewohner den Tag versauen? Und das im 10 Minuten Takt?
Niemals werde ich das machen.
Ach, mit Validation kommt man bei dem Bewohner auch nicht weit.
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Manche Menschen brennen sich in das Gehirn, so auch die Angehörige einer Bewohnerin.
Diese Angehörige machte immer einen Aufstand, schimpfte über das Heim und das Pflegepersonal.
Als die Bewohnerin der Angehörigen dann starb sagte sie : „In diesen Mistladen kriegen mich keine 10 Pferde mehr rein!“
Ungefähr 13 Jahre ist das nun her, ich war damals im 1.Lehrjahr.
Und wen sehe ich heute im Rollstuhl fahrend unten in der Halle? Genau diese Person. Ich spreche sie an:
„Moin!“
„Hallo, na, wie sieht es aus?“
„Ganz gut, selbst auch?“ frage ich.
„Ja, bin hier sehr zufrieden, alles nette Menschen hier und das Haus ist sehr schön.“
„Naja, da hat sich wohl einiges geändert hier.“
„Wie meinen Sie das?“ fragt sie.
„Sie kennen doch noch Frau S., lebte auch mal hier im Haus, sie war Ihre Tante.“
„Ach ja, na sicher. Ähm, kannten Sie meine Tante?“
„Ja.“
„Oh, dann waren Sie zu der Zeit hier im Haus am arbeiten?“
„Aber sicher. Wo sind denn Ihre Pferde?“
„Pferde?“ antwortet sie erstaunt.
„Na, Ihre letzten Worte, als sie das Zimmer Ihrer Tante verlassen hatten waren ´In diesen Mistladen kriegen mich keine 10 Pferde mehr rein´. Also müssen irgendwo draußen Pferde stehen.“
„Jaha früher,junger Mann. Auch ich bin älter geworden in den Jahren.“
„Oh, ich auch, jeden Tag. Wünsche dann noch einen schönen Aufenthalt hier in dem schönen Haus. Man sieht sich nun ja öfters.“
„Ja,bis dann.“
Klein ist die Welt.
Die Tochter einer Bewohnerin hat uns Pralinen geschenkt, sie kommt jedes Jahr in der Adventszeit und bringt eine kleine Aufmerksamkeit mit.
Die Mutter der Tochter ist vor 8 Jahren verstorben.
Ganz so schlimm kann der Aufenthalt im Altenheim dann ja nicht gewesen sein.
Eine Bewohnerin jault im Bett, sie möchte nicht aufstehen, sie hat sich in der Nacht wohl eingekotet, schämt sich dafür, liegt den ganzen Vormittag im Bett, nichts gegessen usw, das volle Programm.
Ich hörte wie meine Kolleginnen es mit den üblichen Phrasen versuchten, nur dies klappt nun wirklich nicht bei jedem Bewohner. Ich ging in das Zimmer:
„Bertha!“
„Sven, geh weg, ich steh nicht auf, ich will sterben!“
„Blödsinn!“
„Was sagst Du da? Ich habe mich mit Stuhlgang in der Nacht eingekotet, die Nachtwachen mussten mir helfen, ach, was war das schlimm, ne,ich stehe nie wieder auf. Ich könnte heulen!“
„Dann mach wenigstens das Fenster zwischendurch auf.“
„NEIN,nichts mache ich, ich will hier nur liegen. Kein Essen will ich sehen. Nie wieder. Schrecklich. Der liebe Gott soll Schluß machen mit mir.“
„Bitte nicht dann wenn ich Dienst habe.“
„Was sagst Du da?“
„Ich hab da heute gar keine Lust drauf, Bestatter anrufen, deine Kinder, den Arzt, das volle Programm.“
„Was? Dann schmeiß mich aus dem Fenster. Oder kannst mich aus so begraben.“
„Nix, bei dem Wetter buddel ich hier kein Loch im Garten, der Boden ist ja völlig hart.“
„Du kriegst gleich auch einen harten Schlag an Nacken! Dann steck mich in einen Sack und schmeiß mich weg.“
Ich gehe kurz weg, komme mit einem großen Müllsack und dem Zollstock wieder:
„So Bertha, ich muss dich mal eben ausmessen, der Sack ist etwas klein. Ja, kann passen, hier die Beine ein wenig reindrücken, da den Kopf quetschen, so könnte das klappen.“
„Oh, was bist Du ein Lümmel, warte bis ich aufstehe.“
„Das wird ja nicht passieren.“
„Ach.“
„Du, beim Bäcker habe ich angerufen.“
„Was Bäcker?“ sagt sie.
„Na, den Totenkaffee bestellt, ich lasse es mir dann richtig gut gehen, werde auch zwei Stücke Kuchen essen.“
Frau O. lacht laut, sie mag so ein blödes Gerede.
„Sven, was würde ich ohne dich machen?“
„Im Bett verfaulen.“
„Mmh, ich stehe gleich auf.“
10 Minuten später war sie angezogen. Da hilft dann nichts a la „Kann jedem passieren!“, „Ist nicht schlimm!“ und die üblichen Sachen.
Natürlich rede ich nicht mit jeder Bewohnerin so.
Eine Schülerin hatte eine Zwischenprüfung, dafür wollte sie eine kurze Geschichte vorlesen und danach den Bewohnern Fragen stellen.
Sie fragte mich:
„Sven, was kann ich die Bewohner alles so fragen?“
„Du hast doch da schon so viele Fragen.“
„Nur so zum Notfall, damit ich Fragen übrig habe.“
Ich überflog den Text, es war Wochenende, ich hatte da auch nicht wirklich Motivation zu. Ich sah das Wort Konstantinopel, da wollten die Seeleute hinfahren laut Märchen.
„Frag doch mal ob einer Konstantinopel kennt und wie die Stadt heute heißt.“ sage ich.
„Hä? Die segeln doch hin zu Konstantinopel.“
„Quatsch, nach Konstantinopel segeln die.“
„Aaaaha.“ sagt sie.
„Ja, Konstantinopel nennt sich heute Istanbul.“
„Ach, Sven, verarsch mich nicht!“
„Sicher, meinst Du sie segeln zu einem Typen mit dem Namen Konstantin der einen tiefergelegten Opel fährt?“
„Keine Ahnung…. Istanbul.. schon klar.“
Dann eben nicht, wollte nur helfen.