Lieferservice

Ich hatte Frühschicht, die Frau eines Bewohners fragte mich folgendes:

„Sven, es gibt ja um 18 Uhr hier das Abendessen, muss ich denn um 18 Uhr wieder hier sein wenn ich meinen Mann jetzt mit nach Hause nehme?“

„Nein, die Spätschicht ist bis 20:30h hier, danach kommt die Nachtschicht, Sie können wiederkommen wann Sie wollen. Wir können auch das Abendbrot zurück stellen wenn Sie später wieder da sind als 18 Uhr.“

„Und das geht einfach so?“

„Ja sicher. Ich gebe die Info dann an die Spätschicht weiter.“

Am nächsten Tag hatte ich wieder Frühschicht, meine Kollegin, die die ganze Woche Spätschicht hat, kommt zur Übergabe:

„Sven, was war das denn mit Herrn B. gestern?“

„Wieso? Was war mit dem?“

„Ja, der ist um 20:20h mit seiner Frau zurück gekommen.“

„Das habe ich dir doch bei der Übergabe gestern erzählt.“

„Ja schon, aber er kommt 10 Minuten vor Feierabend.“

„Wo ist das Problem?“

„Ich war gerade bei der Dokumentation als er kam.“

„Meine Fresse, der Mann macht doch alles alleine.“

„Ich sage den Angehörigen immer man soll bis 18 Uhr wieder da sein, damit das für uns einfacher ist, auch mit dem Essen.“

„Hui, übel. Das Recht nimmst Du dir einfach raus, zu bestimmen wann erwachsene, mündige Menschen wieder zu Hause sein sollen,Respekt.“

„Hör auf, man will ja auch mal Feierabend haben.“

„Erzähl doch keinen Mist, wir haben alle um 20:30h Feierabend, wenn er um 20:20h wieder da war passt dooch alles. Er braucht ja nicht einmal Hilfe am Abend.“

„Und wenn einer länger weg bleibt der Hilfe benötigt?“

„Die Bewohner werden ja auch so oft abgeholt hier. Mein Gott, ich bleibe dann halt 15 Minuten länger. Du kannst die Stunden doch auch aufschreiben, ist doch hier im Haus kein Problem. Die Nachtwachen sind zur Not auch noch da.“

„Ja die werden sich bedanken.“

„Ich bin in über 13 Jahren vielleicht 10 mal länger geblieben in der Spätschicht, ich denke das kann man akzeptieren. Wenn eine über 80-jährige Frau ihren Mann abholt und ihn etwas später zurück bringt dann bleibe ich auch,falls nötig,länger. Wenn dein Arbeitsablauf sich nur minimal verändert drehst Du durch. Das ist hier keine Fabrik, wo man alles fein planen kann.“

„Hör auf,Sven.“

Ja,hör auf. Manche Kolleginnen könnte man.Aber den ganzen Tag…

14 Antworten zu “Lieferservice

  1. Oooooh ja, kennick. „Wieso geht die (=icke) mit der (=Bew) noch mal auf die Toilette, die war doch erst vor einer Stunde…“ Es war MEIN Feierabend, der da flöten ging. Die lästernde Kollegin stand (umgezogen!) unterm (offenen) Fenster des Bades, in dem ich mich befand. Die Bew hatte einfach viel getrunken und musste eben noch mal. Basta.

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  2. Solche Mitarbeiter wie Deine Kollegin hätten es im Heim meiner Mutter mit absoluter Sicherheit nicht durch die Probezeit geschafft. Wer seine Arbeitsabläufe in den Mittelpunkt stellt, ist in diesem Bereich falsch.

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    • Mit absoluter Sicherheit gibt es solche Mitarbeiter auch in dem ehemaligen Heim deiner Mutter.Auch wenn es nicht den Anschein gemacht hat.

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    • Schön, dass Du offenbar ein sehr gutes Heim für Deine Mutter gefunden hast. Leider suchen viele Angehörige eher die Haare in der Suppe und sprechen nicht immer so positiv über das Personal.
      Sven würde ich aber zustimmen. Wer einigermaßen clever ist, der hält sich zumindest in der Probezeit zurück. Außerdem sind Altenpflegekräfte begehrt, die schickt man nicht so schnell wieder weg.

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  3. Mein absolutes Highlight was Kollegen diesen Schlages angeht……Kollegin steht rauchend auf der Terrasse. Ein Anruf für sie im Dienstzimmer, als ich sie rufe meint sie nur, sie könne gerade nicht, sie würde ja rauchen.

    Sie hat die Probezeit aber dann auch nicht geschafft.

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  4. Oha, ich glaub, egal, wo man arbeitet, gibt es solche Kollegen. Ich hab auch son Exemplar. Nur glücklicherweise kann der eben keinem mündigen Menschen Vorschriften machen (nur seine Kollegen in den Wahnsinn treiben).
    Super, dass Du so reagiert hast und schön, dass es noch Leute im sozialen Bereich gibt, die auch wirklich sozial denken.

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  5. Gut reagiert Sven! Das ist ja wohl ein Unding vorschreiben zu wollen, wann ein Bewohner zurückzusein hat. Das gibts bei uns auch nicht, genauso wenig wie vorgeschriebene Besuchszeiten. Bei uns hat auch kaum einer ein Problem mal länger zu bleiben, dafür darf er ein anderes Mal eher gehen.

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  6. Na so ne Kollegen lieb ich ja….mit Menschen arbeiten wollen aber null Verstaendnis fuer diese aufbringen…Herrlich…wuerd mal sagen Beruf verfehlt! Wie du schon sagst wir arbeiten mot Menschen zusammen nicht mit oder an Maschienen….Demnaechst werden gestruerzte Bewohner liegen gelassen oder Notfaelle weil man hat ja Feierabend…Omg sowas regt mich einfach nur auf!

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  7. Das gibt es leider auch in allen anderen Jobs … musste die Erfahrung jetzt mit Muttis machen, die mir sagen, dass sie bis 15 Uhr da sind und dann auf Nachfrage am Vormittag (wg. Urlaubsübergabe) plötzlich 1 h eher gehen und wehe sie müssen 1 min länger bleiben, dann ist Terror. Dir Urlaubsübergabe haben wir dann am Vormittag durchgezogen. Aber von allein hätten die Damen nie was erwähnt, wäre halt Pech. … Und kaum, dass Shoppen mit Kollegen oder ne Betriebsfeier ect. ansteht, haben alle Muttis Zeit und bleiben sogar bis 23 Uhr und länger. Frag mich dann immer, wie das wohl zu vereinbaren war.

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  8. Gefaellt mir sehr der Blog. Gute Themenwahl.

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  9. Mal abgesehen von der sozialen Seite… wo bleibt denn der Servicegedanke? Aus meiner Sicht sind Altenheime Dienstleister, oder nicht?

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  10. Es wundert mich, dass es zu diesem Thema nur so wenig Kommentare gibt….

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