Herr W. geht die Station auf und ab, macht einen ziemlich ernsten Eindruck. Kein gutes Zeichen bei ihm, er ist an Demenz erkrankt, hat manchmal komische Vorstellungen und wird dann laut. Dann heißt es improvisieren. Er sieht mich:
„Sach ma Sven, ist das ein großer Mist hier!“
„Hmm?“
„Ich hab ja überhaupt kein Telefon, mich kann niemand erreichen.“
Aha, darum gehts diesmal. Jetzt heißt es sich etwas einfallen zu lassen, in dem Fall hilft das „zutexten“:
„Jaha, Willy, das kann ich dir besorgen.“
„Aber sofort, nicht hier lange quatschen, es ist dringend!“
„Ja, ich rufe den Hausmeister an, der besorgt ein Gerät, dieses hat große Tasten, bei Bedarf auch kabellos mit einem großen Akku. Sehr feine Dinger, benutzen hier auch andere Bewohner. Der Hausmeister gibt die Information dann in der Verwaltung ab, von da kann man das Gerät dann auch gleichzeitig freischalten, in der Verwaltung sitzt die Frau P. Die kennst Du bestimmt, kurze Haare, knapp unter 50 Jahre alt. Macht manchmal einen sehr ernsten Eindruck. Momentan hat sie Urlaub, aber die Vertretung hat mit der Freischaltung auch keine Probleme, manchmal dauert das einen Tag, meistens funktioniert das Gerät aber sofort danach. Abgerechnet wird das dann am Monatsende. Oh schau an, heute haben wir den 20. Oktober, dann ist der Monat auch bald um, mein Glück, dann kommt auch wieder Gehalt aufs Konto. Weißt ja, ich bin ein ganz armer Pfleger, oder?“
„Jaaa, Du siehst schon so arm aus.“
„Bin ich auch, arbeite ja bei der Caritas.“
„Ah so.“
„Siehste.“
„Sag mal, wo haben wir gerade drüber geredet? Über die Zeitung?“
„Genau, ich habe vorne noch eine Zeitung, willste die lesen?“
„Oh, sehr gerne, freundlich von dir!“
„So bin ich zu dir.“
Er hat die Zeitung, liest ein wenig, ist glücklich und hat die Sache mit dem Telefon vergessen. Perfekt.