Interviewpartner

Ein ehemaliger Arbeitskollege fragte mich, ob ich Interesse an einem Interview für eine Bekannte von ihm habe:

Die Frau erforscht im Rahmen ihrer Doktorarbeit die empfundene Arbeitsbelastung von Pflegekräften in der Altenpflege. Großes Interesse dabei ist die emotionale/psychische Beanspruchung die Pflegende in dem Beruf erleben.

Habe zugesagt, bin mal gespannt was das wird.

16 Antworten zu “Interviewpartner

  1. Ich finde das gut, dass Du da mitmachen willst. Nur wenn über die negativen Seiten eines Jobs gesprochen werden, besteht eine Chance auf Veränderung.
    Und selbst wenn es nur darauf hinausläuft, dass die Angehörigen Eurer Heimbewohner ein besseres Verständnis für Eure Arbeit bekommen und dann zukünftig ein bisschen kooperativer und toleranter reagieren. Und wenn es stichhaltige statistische Auswertungen zur Problematik gibt, wird sich irgendwann auch die Politik drauf einschwenken müssen. Denn alt werden wir alle und lauter „ausgeburnte“ PflegerInnen sind nicht unbedingt das, was ich mir später mal für meinen Lebensabend vorstellen möchte.

    Die Belastung zu verringern ist ein tolles langfristiges Ziel, aber wohl sehr schwer zu erreichen. Aber vielleicht kann man schon einiges einfacher machen, indem man versucht, Euch den Umgang mit den Belastungen etwas zu erleichtern.

    „Wenn Du die Ursache eines Problems nicht verändern kannst, dann versuche wenigstens, Deinen Umgang mit dem Problem und die Sichtweise zu verändern.“ Das mag jetzt als arrogante Managersprache missverstanden werden, aber eigentlich steckt da eine Menge Lebenserfahrung und -weisheit drin.

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  2. Dieses Interview wird nicht wie in einer Illustrierten irgendwo veröffentlicht werden, sondern als Datengrundlage für besagte Dissertation dienen.

    Abseits der Fachöffentlichtkeicht (vermutlich Arbeits- und Organisationspsychologie oder Healthcare Management) wird davon niemand Notiz nehmen.

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    • Mir ist auch klar das es nicht die Titelseite der BILD schmücken wird oder in einer regionalen Tageszeitung veröffentlicht wird.

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      • DOCH! Wenn irgendein Politiker sich mittels Copy+Paste bei dieser Dissertation bedient, ohne ordnungsgemäß anzugeben, dass es sich dabei um Zitate handelt, sich dann daraus seine Doktorarbeit auf die Schnelle zusammenbastelt und nach ein paar Monaten damit dann als Plagiator auffliegt.
        DANN kommts doch noch in die Wild-Zeitung rein auf Seite 1!

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    • … und das ist die Basis jeglicher fachpolitischen und dann auch öffentlichen Diskussion. Also ein Beitrag zur Aufdeckung der Missstände leistet man zweifelsohne durch z. B. ein Interview für eine Dissertation.

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  3. Wenn das Interview fertig bist und die Bekannte von Deinem Bekannten das Doktorarbeitsmäßig ausgewertet hat . . . das hätte ich ganz gerne.

    Die 8 Wochen wo meine Mutter jetzt in nem Altenpflegeheim ist ist – was z.b. den Aufgabenkreis einer Betreuung betrifft ne einzigste Fare um nicht zu sagen ne Verarsche. Zu Hause ist es kein Problem den/die übertragenen Aufgabenkreise adäquat umzusetzen. In einem Altenpflegeheim wird man unweigerlich mit den politischen Gegebenheiten konfrontiert, sodaß nur ein minimaler Minimalstandard umgesetzt werden kann. Den Bedürfnissen von alten Menschen ihrem gewohnten Lebenstandard zu entsprechen ist in einem Altenpflegheim schlicht nicht möglich. Alte Menschen sind der Kollateralschaden unserer Gesellschaft. Ein notwendiges Übel das man halt bis zu ihrem letzten Atemzug mit durchziehen muß . . .

    Damit stelle ich nicht die Bemühungen von Pflegekräften wie Du eier zu sein scheinst 😉 und Einigen in dem Heim in dem meine Mutter jetzt lebt in Frage. Da gibt es die Eine und Andere die einiges von dem was sie im Heim erleben mit nach Hause nehmen. Ihr tut euer Bestes . . innerhalb des vorgegebenen politischen Rahmen.

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  4. z.b. . . . . Zu Hause ist der Betreuungsschlüssel 1:1. Mutter vs, Haushälterin, Sanitätsverein (täglich duschen) Freundin (wohnt im Ort) die täglich auf n Sprung regelmäßig vorbeikommt, plus moi Sohn und Betreuer. Wäre die Bezahlung für Pflegepersonla adäquat so könnte auf jedem Wohnbereich mehr Personal eingestellt werden. Die Pflegesituation – Pflegekasse, Gesundheitsministerium-Politik gibt den Rahmen vor.

    Zu Hause habe konnte ich sofort Entscheidugen treffen wenn die Situation es erforderte. ich hab Ratz Fatz ne Haushälterin rausgeschmissen als sie mir dämlich kam. Am nächsten Tag hatte ich vom Notmütterdienst eine adäquate Vertretung, solage bis ich eine neue Haushälterin eingestellt habe.

    Im Team früh/spät/nachtschicht gibts itunter Kommunikationsprobleme was in der Natur der Sache liegt. Da kann ich niemand „rausschmeissen“ sondern ich muß die Bedürfnisse ,einer Mutter bzw (m)ein Anliegen mit dem Pflegeteam kommunizieren . . . .

    Und und und . . . .

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  5. p.s
    und was ganz pragmatisch alltägliches . . . meine ma hat pflegestufe 2. als sie noch zu hause lebte hat die pflegekasse 978 euro gezahlt. dafür kamen die damen vom sanitätsverien 7 mal die woche und haben meine ma jeden tag geduscht. sie haben sich solange zeit genommen wie es notwendig war. d.h. 20 – 30 minuten sind da schon jedesmal drauf gegangen. im heim zahlt die pflegekasse 1278 euro. leisting 2 mal duschen in der woche, jeden tag gründlich waschen. zu mehr ist auf grund des personalschlüssel den es ja nicht mehr gibt einfach keine zeit. 4 1/2 pflegekräfte für 30 bewohner im wohnbereich.

    würde die pflegekasse für die pflegestufe 2 zu hause 1278 euro zahlen so hätte ich in diesen 11 jahren der betreung so hätte ich in 11 jahren der betreuung 39600 euro mehr. damit hätte meine ma 1 1/2 jahre länger zu hause leben können. von der subventionrung pro heimbewohner/platz will ich erst gar nicht sprechen. jeden monat 500 euro mehr und meine mutter könnte zu hause alt werden – ihr leben in der umgebung die sie gewohnt ist, die lebensqualität für sie bedeutet, beenden.

    damit stelle ich nicht deine wie auch die arbeit des pflegepesonals in frage. das personal in dem heim in dem meine ma ist, macht einen guten job. du, sie müssen eben aus den „politischen rahmenbedingungen“ das beste daraus machen. und das macht ihr zweifellsfrei . . . trotzdem seid ihr opfer einer total verkackten gesundheits – pflegepolitik.

    die altersindustrie ist die industrie mit den höchsten zuwachsraten. ob heimbauindustrie oder hilfsmittelindustrie . . .das ist der markt der zukunft. die alterspyramide stellt dies unter beweis . . .

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    • Der Personalschlüssel ist ähnlich wie bei uns.Bei uns könnte jeder Bewohner täglich duschen, das wäre kein Problem.Auch würde der letzte Bewohner nicht kurz vorm Mittagessen erst geduscht werden.Es ist ja nicht jeder BEwohner komplett pflegebedürftig oder braucht komplett Hilfe. Keine Ahnung was die Angestellten sonst noch für Aufgaben im Heim deiner Mutter haben. Persönlich dusche ich lieber einen Bewohner als zu waschen.Nur sind die meisten Bewohner nicht so wie deine Mutter (oder noch nicht).Viele sind wasserscheu,wollen nicht duschen oder nur einmal die Woche, sie kennen das nicht anders, so war das früher halt.
      Bedenke aber auch das die ambulante Pflege kommt, duscht bzw pflegt und dann wieder verschwunden ist. Im Heim ist eine 24h Betreuung gewährleistet. Natürlich lebt es sich zu Hause besser, kein Thema.
      Pflegegeld, Heimplatzkosten usw sínd Sachen die wie von dir geschrieben nicht vom Pflegepersonal geändert werden können.Nur sind wir meist diejenigen die das zu spüren bekommen.Warum auch immer.

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  6. Ich finde den genannten Schlüssel gar nicht schlecht. Bei uns sind (in der Frühschicht) 3 Mitarbeiter und (bei vollbelegung, z.Z. ist ein Bett frei) 28 Bewohner, davon etwa 27-28 Dement. Und das ging auch nicht von allein. Die Chefin wollte 2,5 Mitarbeiter….

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  7. @alivenkickn: Grundsätzlich geb ich dir ja Recht, eine Betreuung zu Hause würde ich auch immer der in einem Heim vorziehen. Wenn ich aber deine Berechnung nachvollziehe, dann muss ich sagen, dass sich ein Betrag von 39.600 Euro mehr für die Pflege zu Hause gewaltig anhört, aber du schreibst selbst, dass das einen Zeitraum von 11 Jahren betrifft. Das wären exakt 300 Euro im Monat. Für 300 Euro im Monat (mehr) hättest du aber keine Pflegekraft einstellen können, die eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung gewährleistet. Die aber muss in einem Pflegeheim vorgehalten werden.
    Bei dem was du schreibst muss außerdem bedacht werden, dass die eigene Arbeitszeit und -leistung ebenfalls geldmäßig nicht bewertet wird. Klar, man macht das umsonst, man macht das vielleicht sogar gerne. Aber sicher nicht für fremde Leute…
    Ich selbst habe vor einigen Jahren dafür gesorgt, dass eine alte Dame, für die ich als Betreuer eingesetzt war, zu Hause gepflegt werden konnte. Neben den zwei Mal täglichen Besuchen der Sozialstation mit der Morgen- und Abendpflege hatte ich zwei Damen angstellt, die die hauswirtschaftlichen Arbeiten erledigten und sie in der Freizeit betreuten. Das ging lange Jahre gut. Bis die Dame auch nachts Betreuung (oder zumindest Aufsicht) benötigte. Wenn das dann noch zu Hause mit Aushilfskräften geregelt werden muss, und eventuell die bisherigen Leerlaufstunden tagsüber mit fremder Hilfe aufgefüllt werden müssen, dann weiß man, warum die Heime so teuer sind.
    Ich glaube nicht einmal, dass die Personalschlüssel die Grenzen grundsätzlich zu eng stecken. Wenn die Pflegekräfte in einem Heim nur das tun müssten, wofür sie eigentlich da sind, nämlich zum Pflegen und Betreuen. Ich habe durch Erzählungen von Pflegekräften erfahren, dass immer mehr Arbeitszeit für die völlig ausufernde Bürokratie verplempert wird.
    Vielleicht kann Sven hier einmal schreiben, wie hoch etwa der Anteil der Büroarbeit vor zehn Jahren war und wie hoch er heute ist. Ich glaube nicht, dass diese zusätzliche Arbeit durch Veränderung des Personalschlüssels kompensiert wurde.

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    • Früher war man in 10 Minuten mit der Büroarbeit fertig, heute im Schnitt pro Schicht 60 Minuten.
      Früher: eine Mappe des Bewohners hatte ca. 20 Seiten.
      Heute: 50 Seiten,davon müssen 40 Seiten alle 3 Monate neu überarbeitet werden, Dauer einer Überarbeitung mit Glück 4-5 Stunden, ich als Vollzeitkraft habe 6 Bewohnermappen.

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