Altenpfleger

Jahrelang schauten und redeten die Tochter und der Schwiegersohn einer Bewohnerin mit uns als wenn wir nicht bis 10 zählen können.
Frei nach dem Motto: „Jeder kann pflegen, da lohnt sich keine Ausbildung.“
Vor ein paar Wochen änderte sich das Verhalten, die beschriebenen Angehörigen wurden netter, verständnisvoller und fragten einen Dinge über die Altenpflege. Der Job sei doch hart, was man da aushalten muss, viel mehr Geld müsste in die Pflege gesteckt werden und andere Floskeln hörte man.
Nun war gestern die Tochter der beiden Angehörigen auf Station. Nicht als Besucherin, nein, sie macht ein Praktikum auf einer anderen Station hier im Haus, möchte später Altenpflegerin werden:

„Moin, na, macht es dir Spaß?“

„Ja, total, das ist genau mein Ding.“

„Und was halten deine Eltern von der Jobauswahl?“

„Erst nichts, ich glaube die sind immer noch nicht begeistert.“

„Schau an.“

Tage später waren die Eltern des Mädchens wieder auf unserer Station, komischerweise stinkenfreundlich:

„Na, gefällt es der Sarah bei uns?“

„Hmm, was soll ich sagen.. ja, sehr.“

„Ist doch schön.“

„Aber unsere Tochter hat Abitur! Und möchte dann als Pflegerin arbeiten.“

„Ich habe auch mein Fachabi, arbeite trotzdem ´nur´als Pfleger. Viele andere Schulabgänger werden das bestimmt auch machen.“

„Naja, das muss sie selbst wissen.“

„Welchen Beruf hätten Sie sich für die Tochter gewünscht wenn ich fragen darf?“

„Das wissen wir auch nicht.“

Naja, man kann nach der dreijährigen Ausbildung ja immer noch unser Land regieren….

 

11 Antworten zu “Altenpfleger

  1. Hallo =)
    Zuerst einmal finde ich deinen Blog sehr gut, zum Einen zeigt es, dass man mit alten Menschen/Dementen durchaus auch Spaß haben kann und zum Anderen zeigt es, wie das Leben/Arbeiten im Heim wirklich ist. Ich bin selbst Auszubildende im 2. Lehrjahr und mir macht der Beruf sehr sehr viel Spaß.
    Zu diesem Eintrag: es ist vollkommen wurscht, mit welchem Abschluss man in die Altenpflege geht, Hauptsache, man hat Spaß und Interesse an dem Beruf! Selbst ungelernte Kräfte, die lange genug dabei sind, haben soviel Erfahrung, dass sie so manchem ausgebildetem Altenpfleger gleichzustellen sind.
    Mit vielen lieben Grüßen!

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    • Da kan ich Dir nur zustimmen! Ich bin gelernte Bankkauffrau und habe auch das Fachabi; nach 20 Jahren wollte ich was ganz anderes machen und arbeite seit knapp zwei Jahren als ungelernte Altenpflegerin. Meine Stationsleiterin meinte kürzlich bei einer Diskussion, daß man mir unbesorgt die Schichtleitung anvertrauen kann und ich großteils einer Fachkraft gleichgestellt bin. Manches darf ich wegen der fehlenden Ausbildung nicht machen, so z. B. Spritzen geben, Infusionen legen, Medikamente stellen. Übrigens, nächstes Jahr beginne ich meine Ausbildung.
      Der Arbeitsalltag unterliegt dem Zeitdruck, ist manchmal sehr schwer oder auch traurig, aber auch oft lustig und schön. Die Bewohner wachsen einem ans Herz und und mit den meisten Kollegen bildet man eine Einheit. Ich habe das Glück in einem tollen Team gelandet zu sein und da macht die Arbeit noch mehr Spaß.
      Liebe Grüße,
      Tanja

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      • Ich habe das Abitur nach der Realschule angefangen, weil ich noch nicht wusste, was ich werden wollte, aber 5 Tage die Woche Schulbank drücken waren einfach nichts mehr für mich und hab abgebrochen. Dann hab ich halt einfach ein einjähriges Praktikum in der Pflege gemacht und schwupps: Traumberuf gefunden!
        Die Behandlungspflege, also Medis, Spritzen usw, ist natürlich ein sehr interessanter Bestandteil der Altenpflege, aber das allein zeichnet für mich keine Fachkraft aus, sondern Wissen, Erfahrung und der Umgang mit den Menschen.
        Ich bin auch sehr gerne in meinem Heim, am liebsten werd ich auf der Geronto-Station eingeteilt, weil ich dort sowohl mit den Bewohnern als auch mit dem Personal am Besten zurechtkomme.

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  2. Soziale und emotionale Kompetenz lernt man auch nicht in der Schule.
    Auch beim Abi nicht.

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  3. Ich hab dir einen Award gewidmet. Wenn du ihn nicht möchtest, lass ihn einfach liegen. (Aber schreib hier wieder mehr)

    http://susips.blogspot.com/2011/07/ja-ich-will.html

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  4. Respekt an allen Azubis in der Altenpflege!

    Die Pflege alter Menschen wird immer wichtiger, die meisten von uns werden irgendwann einmal selbst auf andere angewiesen sein, die die Altenpflege als Beruf betreiben. Durch die Entwicklung der Gesellschaft wird die Pflege in der Familie immer seltener werden, auch da braucht man aber auch immer wieder Unterstützung durch Profis.

    Viel Erfolg !

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  5. Ich habe großen respekt vor Pflegern und den Auszubildenden Pflegern. Das hält nicht jeder so leicht durch und ich hoffe, es wird in Zukunft mehr Unterstützungin diesem Bereich geben.
    Grüße,
    Tina

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  6. Und trotzdem wird es bald nicht genug Altenpfleger geben. Es gibt sogar schon Betreuungsdienste wie hier, die osteuropäische Pfleger einsetzen. So wird wohl unsere Zukunft aussehen. Wir können unsere Rentner nicht ohne Hilfe von befreundeten Staaten pflegen.
    Man müsste den Beruf des Pflegers deutlich attraktiver gestalten, um diesen demografischen Wandel durchzuhalten.

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