Feierabend, das Telefon zu Hause klingelt.
Eine ehemalige Kollegin, sie arbeitet jetzt in der ambulanten Pflege, ist am anderen Ende der Leitung.
Sie hat mein Auto gesehen und ist gerade bei den Nachbarn, die Dame benötigt Hilfe durch den Pflegedienst. „Leider“ ist der Ehemann noch mobil und er wollte seiner Frau helfen, dabei ist die Dame aus dem Bett gefallen.
Ob ich nicht mal eben schnell rüberkommen könnte, bis ihre Kollegin kommt dauert es zu lange.
Klar, kein Thema.
Das Pflegebett steht im Wohnzimmer, dreimal am Tag kommt der Pflegedienst dort. Unaufgräumt, es riecht nach Urin, der Ehemann völlig überfordert.
Am Dienstwagen lese ich „Alte Bäume verpflanzt man nicht.“
Doch, irgendwann ist der Punkt erreicht wo es zu Hause nicht mehr geht auch wenn es schwer fällt oder keine anderen Menschen (Kinder etc) helfen können/wollen.
Was man alles hört von den Mitarbeitern der ambulanten Dienste, alleine die Zustande in einigen Haushalten, da packt man sich echt an den Kopf.
Auch in diesem Fall kann der Ehemann oder der Pflegedienst der Frau nicht gerecht werden, warum zieht man dann nicht in ein Altenheim? Dort ist 24 Stunden jemand da und das innerhalb von wenigen Minuten, unabhängig von der Pflegestufe, was bei der ambulanten Pflege auch noch bei der Abrechnung berücksichtigt werden muss.
In dem heutigen Fall war auch kein Lifter vorhanden, also musste man die stabile Dame mit 2 Personen in das Bett wuchten.
Klar, Leihweise gibt es die Lifter teilweise von der Kasse, viele Angehörige wollen das große Ding aber nicht zu Hause stehen haben, was in der ambulanten Pflege für die Pflegekräfte noch dazu kommt.
So könnte man jetzt die Vor- und Nachteile niederschreiben, am Ende sind es in vielen Fällen ,auch berechtigt und unabhängig von meiner stationären Arbeit, die Vorteile des Altenheims.
Alles nicht so einfach.
Die Lifter gibt es leihweise, hatten wir auch bei meiner Großmutter. Aber das Ding wurde nie benutzt, weil in vielen Wohnungen einfach der Platz nicht reicht für so ein Teil.
Ausserdem haben wir damals die Erfahrung gemacht, daß die Mitarbeiter im Sanitätshaus nicht mal das Ding richtig vorführen konnten.
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Die Lage muß bei den meisten Menschen völlig verzweifelt und ausweglos sein bevor sie ins Heim gehen – ganz oft auch finanziell bedingt. Ein „Sozialfall“ werden ist das, was die Leute sich am allerwenigsten wünschen. Ich habe gestern in meinem Blog darüber geschrieben, wie in der Alzheimerangehörigengruppe darüber gesprochen wurde. Und für die pflegenden Ehepartner ist es nicht lustig, wenn man das ganze Leben gearbeitet hat und dann ein Betrag bleibt, der geringfügig über dem Sozialsatz liegt.
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Gut, kann sein, mit dem finanziellen Gedanken, nun ja, es gibt genügend wohlhabende Menschen im Altenheim, das sollte man nicht meinen. Es geht einfach zu Hause nicht mehr, deshalb sind die meisten Menschen in einem Altenheim, sei es aus welchen Gründen auch immer, bei uns im Haus leiden die meisten Bewohner an einer Demenzerkrankung, denen ist es völlig Wumpe ob das finanziell klappt oder nicht, da es für diejenigen Menschen nicht relevant ist, zum Glück.
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wie möchtest du den eigenen Lebensabend verbringen…?
http://zeitloswohnen.wordpress.com
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Fit zu Hause, gebrechlich im Heim.
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So sieht es jeder anders … ich arbeite in der ambulante Pflege und bin immer wieder froh, wenn unsere Patienten nicht so schnell in’s Altenheim „abgeschoben“ werden.
Aktuell spukt mir wieder ein Beispiel im Kopf herum – Herr P. völlig dement, lebte alleine in seinem kleinen Zechenhäuschen und ging dort seinem Tagewerk nach. Er war keine Gefahr für sich oder andere, störte an sich niemanden. Dummerweise hatte er völlig verständnislose Nachbarn, die der Meinung waren, er könne nicht alleine zuhause bleiben. Grund dafür: Herr P. schellte an einigen sonnigen Nachmittagen bei ihnen an, um einen guten Tag zu wünschen. Eine ziemlich fiese Nachbarin schaffte es dann, ihn erst in’s KH wegen angeblicher Exsikkose, und anschließend in’s Heim „verfrachten“ zu lassen. (Ich schreibe das bewusst so, denn etwas anderes war es nicht.) Im Heim überlebte Herr P. noch knapp 2 Monate .. in denen er zuerst im Bett fixiert wurde (aufgrund für mich leicht nachvollziehbarer Weglauftendenz, die er zuhause übrigens nicht hatte) und später mit Medikamenten ruhig gestellt werden musste – der gute Mann verstand einfach nicht, wieso er dort festgehalten wurde und nicht nach Hause durfte.
Solche Geschichten lassen mich dann wieder daran zweifeln, ob ein Heim wirklich die bessere Alternative ist.
Und zu den Kosten: Bei den Preisen, die manches (!nicht alle!) Heim für seine Versorgung einkassiert, bekommt man auch einen ambulanten Pflegedienst, der mehr als 3 oder 4 Mal am Tag nach dem Rechten sieht und hilft .. so dass es zu dem von dir beschriebenen Zustand gar nicht erst kommt.
Aber wie schreibst du so schön – alles nicht so einfach.
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Nur eine 24h Abdeckung kann die ambulante Pflege zu dem Preis auch nicht bieten. Schade das der Mann verstorben ist, dazu noch fixiert und sediert wurde.
Aber einen völlig dementen Mann alleine zu Hause lassen geht überhaupt nicht, wer weiß wie lange er dort friedlich lebt bevor er auf die Idee kommt die Bude in Brand zu setzen oder sonst was macht.Und das ist auch nicht die Regel. Wäre es so, dann würde die Leute im Durchschnitt nach 2 Monaten im Heim sterben, das ist nicht der Fall.Warum kann man nicht einfach sagen das es bei einigen zu Hause geht, bei anderen ist Hopfen und Malz verloren, da hilft nur noch die stationäre Pflege.
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Ich sehe das wie Du Sven. Wenn jemand wirklich völlig dement ist, kann er einfach nicht mehr alleine leben, weil er mit den Dingen des Alltags nicht mehr klarkommt. Sein Tag/Nacht-Rhythmus verkehrt sich, er vergißt zu essen und zu trinken, findet die Toilette nicht mehr, weiß nicht mehr wie man sich anzieht.
Es wäre natürlich fantastisch, wenn man solchen Menschen wie Herrn P. eine Hilfe, die ständig nach ihm sieht, zu Verfügung stellen könnte, doch das ist nur ein frommer Wunsch meinerseits.
Lieben Gruß,
Tanja
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„…weil er mit den Dingen des Alltags nicht mehr klarkommt. Sein Tag/Nacht-Rhythmus verkehrt sich, er vergißt zu essen und zu trinken, findet die Toilette nicht mehr, weiß nicht mehr wie man sich anzieht.“
Und genau DAFÜR kommt dann ein ambulanter Pflegedienst ein paar Mal am Tag vorbei, um eben diese Dinge abzudecken. Und es HAT funktioniert, der Mann hat gut gegessen und auch getrunken, er hatte seinen Tag -Nacht – Rhythmus und verbrachte den Tag in den Kleidungsstücken, die man morgens zusammen mit ihm ausgesucht und ihm angezogen hat.
Und zur “ Brandgefahr“ – dann darfst du niemanden mehr alleine zuhause lassen, der auch nur ansatzweise krank ist, weil diese „Brandgefahr“ bei jedem besteht.
„Warum kann man nicht einfach sagen das es bei einigen zu Hause geht, bei anderen ist Hopfen und Malz verloren, da hilft nur noch die stationäre Pflege.“
Kann man sagen, ja. Aber es ist leider so, dass es immer noch völlig unnötige Heimeinweisungen gibt, weil sich niemand die Mühe macht herauszufinden, was besser für den Menschen ist.
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Wie oft am Tag wurde der Mann von dem Pflegedienst versorgt?
Wenn ich an die dementen Bewohner in unserem Haus denke, da würde ich bei keiner Person sagen: „Ey, warum wohnt die hier, die Frau könnte auch zu Hause gut klar kommen mit Hilfe des Pflegedienstes.“
Wie hat die Nachbarin eigentlich den Mann ins Krankenhaus bekommen? Er müsste ohne Betreuung trotz Demenz noch fit sein um „Nein“ zu sagen. Er hat seinen freien Willen, kann selbst entscheiden. Kann er dies nicht würde ich mir Gedanken machen ob so eine Person tatsächlich alleine zu Hause wohnen kann. Nicht das so jemand die Klotür mit der Wohnungstür verwechselt und dann draußen auf der Hauptstraße wandert.
Wenn ich lese „unnötige Heimeinweisungen“, das hört sich immer an als wenn es im Altenheim ganz miserabel ist. Aber das bringt so nichts, ich hätte 1000 Beispiele von Bewohnern die im Heim aufblühen.Stichwort Gemeinschaft/Unterhaltung. Die haben auch alle vorher zu Hause gewohnt, meist mit Hilfe durch den Pflegedienst.
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Hm. Ich erlebe gerade bei einer Bewohnerin, die trotz starker Demenz noch ganz gut bei uns im Heim zurechtkam, das gar nichts mehr geht. Sie steht nicht mehr auf, versteht nicht weshalb wir sie waschen und anziehen und plötzlich muß das Essen, mit dem sie auf einmal nichts mehr anfangen kann, gereicht werden. Ich habe keine Ahnung, was diesen Schub ausgelöst haben kann. Aber an diesem Beispiel sehe ich, daß es unglaublich schnell gehen kann, das jemand mit Demenz völlig hilflos wird, auch wenn es vorher noch einigermaßen ging.
Das die besagte Nachbarin eine Heimeinweisung veranlaßt hat, finde ich unbestritten nicht gut, denn es hat sowas von Zwang an sich.
Aber guck Dir bitte auch mal die entsprechenden Medienberichte an – von der alten Frau in Leipzig, die mit zig halbverhungerten Katzen zwischen Kot und Gestank existierte und eindeutig dement war; von den alten Menschen, die unterernährt in ihren verwahrlosten Wohnungen hausen und keine Lebensqualität mehr haben – das ist entsetzlich. Dann ist ein Heim mit Fürsorge, Ansprache, Pflege und medizinischer Versorgung doch die bessere Alternative.
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Aktuell diese Woche auf der Fortbildung gemerkt, viele -nicht alle- Mitarbeiter des ambulanten Pflegedienstes meinen immer das ein Heimeinzug schrecklich ist, danach wird es sowieso nicht besser.Dann wird erzählt wie die Menschen hausen und das man sich immer löblich in den chaotischsten Wohnungen zurecht findet. Im Durchschnitt 4 mal die Woche treffe ich Mitarbeiter unserer benachbarten Pflegestation, da könnte ich ein Extra Blog anlegen, die Storys sind meist nur mit dem schütteln des Kopfes zu ertragen. Klar werden da nur solche Storys dann erzählt, will doch keiner hören das Frau Meier in einem aufgeräumten Appartment lebt, was es natürlich auch gibt. Wie geschrieben, mein Standpunkt zu der Sache ist hoffentlich klar.
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Der Spruch mit den nicht zuverpflanzenden alten Bäumen hat mir Ende des letzten Jahres auch Angst gemacht. Omi (jetzt 91) wollte ins Pflegeheim, weil sie Angst bekommen hatte alleine zu leben. Zudem schleicht sich eine altersbedingte Erblindung ein, die sie sich schon immer mal heißes Wasser über die Hand kippen ließ beim Kaffee kochen. Verbunden mit ihrer „Umpflanzung“ war nicht nur ein Umzug innerhalb der Stadt, sondern ein richtig großer Ortswechsel. Ich hatte große Sorge, ob es alles gut geht. Nun, der Umzug ist vollzogen und die Omi strahlt, fühlt sich wohl, gut versorgt und ist rundum zufrieden. „Es kann nicht besser sein. Alles andere wäre Undank.“ sind ihre Worte.
http://tonari.wordpress.com/2011/03/08/dienstags-wird-gebadet/
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Genau das ist es was ich meine.
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Das ist dann der Unterschied zwischen freiwilligem und fremdbestimmtem Umzug in ein Heim. Zwei völlig verschiedene Dinge.
Aber egal. Die ganze Diskussion bringt ohnehin nichts. Jeder hat seine Erfahrungen gemacht und wird demnach auf seinem Standpunkt bleiben, bis er irgendwann mal etwas anderes erlebt.
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Ne,darum gehts nämlich nicht. Die Dame blüht im Heim auf, darauf wollte ich hinaus.Aber egal.
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Hall Sven,
ich arbeite auf Station, nicht ambulant. Erlebe halt aber auch, dass manche Heimbewohner ihren Aufenthalt bei uns völlig ablehnen und sogar Suizidgedanken äußern. Manche, nicht alle. Für mich selbst würde ich mir auch wünschen, mal friedlich zu Hause einzuschlafen und nicht ins Heim zu müssen, aber wer weiß?
Ich gebe zu, daß ich da etwas zwiegespalten bin. Aber Menschen, die zuhause nicht mehr zurecht kommen, sind bei uns unbestritten besser aufgehoben, das steht außer Frage. Und auch bei uns gibts Bewohner, die bei uns regelrecht aufblühen und das ist immer besonders schön und macht mir viel Freude.
Mal was anderes, lustiges, gestern passiert: Mein Mann kommt um mir den vergessenen Schlüssel zu bringen. Er ist 6 Jahre jünger als ich. Ich arbeite jedes zweite Wochenende 17 Stunden täglich (durch einen Nebenjob) und sehe wohl entsprechend k.o. aus. Sagt Frau R. zu mir: „War das jetzt Dein Mann oder Dein Sohn, oder so? “
Hiiilfe, ich brauch eine Faltenunterspritzung! Die Kollegin und ich haben den ganzen Tag gekichert.
Liebe Grüße,
Tanja
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Ich kann nur das bestätigen, was Sven hier geschrieben hat. Ich war lange Jahre Betreuer einer älteren Dame, bei der keine Demenz, sondern „nur“ eine altersbedingte Wahrnehmungsverzögerung diagnostiziert wurde. Sie wehrte sich mit allen Mitteln dagegen, in einem Heim untergebracht zu werden. Schon ein kurzfristiger Aufenthalt in einer Tagespflege war ihr ein Gräuel. Also meinten die (im Ausland lebenden) Söhne, dass sie doch zu Hause besser aufgehoben sei.
Gut, ich habe dann – neben der ambulanten Pflege, die zweimal am Tag kam – zwei Damen angestellt, die ihr tagsüber Gesellschaft leisteten und die notwendigen Hausarbeiten erledigten. Trotzdem gab es fast wöchentlich Vorfälle, die schnell lebensbedrohend hätten werden können. So wurde häufig „zum Tee kochen“ mitten in der Nacht der Elektroherd ein- und nicht wieder ausgeschaltet, die Haus- oder die Terrassentür stand stundenlang offen, weil sie „kurz frische Luft hereinlassen wollte“, sie hatte das Gitter vor der Treppe abmontiert und das Dachgeschoss „kontrolliert“ – wobei sie von der Treppe gefallen war (Gott sei dank erst auf der zweiten Stufe von unten). Der Höhepunkt war erreicht, als sie den Telefonanruf eines Weinvertreters „abwimmeln“ wollte, da sie genügend Vorrat hatte. Nachdem dieser ihr erklärt hatte, dass sie doch für ihre Gesundheit nichts Besseres tun könne als täglich Rotwein zu trinken, hatte sie sich über den Vorrat hergemacht und ein oder zwei Fläschen geleert. Der ambulante Pflegdienst fand sie dann sturzbesoffen im Flur liegend vor.
Natürlich sind ambulante Pflegedienste gut und wichtig. Aber es gibt eben Situationen und Fälle, in denen das einfach nicht geht. Oma oder Opa, die fit wie ein Turnschuh rumspringen, oder die zeitweise bettlägrig sind, sind dort sicher gut aufgehoben. Aber bei einer chronischen und langsam fortschreitenden Schwächung des Allgemeinzustandes sollte man einen Heimaufenthalt nicht ausschließen.
Auch ein über 80-jähriger Ehemann kann nicht rund um die Uhr für seine kranke Frau sorgen, auch nicht mit Unterstützung eines Pflegedienstes. Der oben geschilderte Fall zeigt es doch. Die Frau kann ja von Glück reden, dass sie sich bei dem Sturz nicht schwer verletzt hat.
..just my 5 Cents.
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Klasse!
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Das Thema ist wesentlich komplexer als hier dargestellt. Natürlich stelle ich nicht in Abrede das es Zustände gibt wo man sagt, das der Mensch in einem Altenheim besser aufgehoben wäre.
Die Crux liegt ganz woanders. Wie viele Menschen haben sich rechtzeitig Gedanken über den Abschnitt ihres Lebens gemacht bzw mit Familienangehörigen darüber geredet wie es weitergehen soll wenn sie Ihren Alltag nicht mehr selbst bewältigen können?
Natürlich sagt es sich leicht das der Ehepartner den Anderen pflegen wird. In einer Wohnung mag dies u.U. eher möglich sein. Ein Haus, Garten noch gleichzeitig in Schuß zu halten so wie man es „gewohnt war“ als man noch gesund war, schon das hat eine ganz andere Qualität. Mit 80 Jahren noch in den Obstbäumen im Herbst rumturnen und die Äste zu beschneiden, das können nur die wenigsten. Leider geht es schon oftmals über learnng by doing. Mein Vater mußte mit 75 erst von der Leiter fallen bis ihm dämmerte: „Hm ich glaub es geht doch nicht mehr so wie ich es mir vorstellte“. Auch hier das Problem der Fremd und Eigenwahrnehmung.
Wenn beide nicht mehr so fit sind um allem was zum Alltag gehört so wie sie es gewohnt waren Rechnung zu tragen, spätestestens dann ist der Zeitpunkt gekommen wo man über unangenehme Themen wie “ Wie gehts weiter wenn wir nicht mehr können“ mit den Angehörigen reden muß. Vorausgesetzt sie verdrängen das Thema nicht, sind bereit dieser Realität ins Auge zu blicken. Da wird gern mal auf die lange Bank geschoben bis es dann zu spät ist. Dann riechen Wohnungen nach Urin . . . .
Erwartungshaltungen sind völlig fehlt am Platz. Von Kindern und/oder Partnern wird immer noch erwartet das sie für die Eltern/ den Partner da zu sein haben. „Ei des macht mer so. Des geheert sisch doch so“. 2005 war das Jahr wo meine Mutter jeden Monat „gefallen“ ist. Ob aus dem Bett, wenn sie von der Toilette aufstand oder selbst als sie sich in den Rollstuhl setzte. Da gab es Blackouts die kamen aus dem Nichts. Eine 24/7 minutiöse rund um die Uhr Beobachtung gibt es nicht – auch in einem Heim nicht. Also ab mit Muttern ins Krankenhaus. im Wartezimmer gesessen derweil Muttern untersucht wurde.
Und im Wartezimmer saßen sie dann. Völlig ausgebrannte Angehörige/erwachsene Kinder die mit der Pflege der Eltern, des Partners völlig überfordert und am Ende ihrer Kräfte waren, die über ihre Grenzen gegangen sind. „Ei des macht mer doch, sei Eltern pflesche. Isch kann se doch ned in a Heim gebbe“.
Haben Angehörige mit ihren alten Eltern zu einer Zeit wo Eltern noch in der Lage gewesen waren abzuschätzen, nicht geredet, was dann? Zum Vormundschaftsgericht gehen wenn man sich eingestehen muß das man es nicht mehr schafft die Eltern zu pflegen, sich um sie zu kümmern? Ein schwerer, oftmals unmöglicher Gang.
Ich hatte das Glück mit beiden Eltern über ihr „alt werden“ zu reden. Mein Vater , er hat meine Mutter „mitgezogen“, war ein kluger Mann der sich dem zu stellen in der Lage war. So wurde rechtzeitig ein Familienrat einberufen und beschlossen wie es weitergehen soll wenn sie „nicht mehr können wie sie es Zeit ihres Lebens gewohnt waren“. Seit über 10 Jahren habe ich das „RundumsorglosPaket“ wie ich es immer nenne. D.h. ich wurde ich mit allen Aufgaben vom Vormundschaftsgericht betraut, für alle Belange die das Wohl meiner Eltern betrifft zu sorgen.
Pflegedienst – Sanitätsverein, Einkauf, Physiotherapie zu Hause, regelmäßiger Besuch der Hausärztin (ein großese Glück) hauswirtschaftliche Versorgung etc . . all das ist optimal und, die Ausnahme und ein großes Glück, es sind 100 % zuverlässige und vertrauenswürdige Menschen die das leisten. Die Mutter, mein Vater ist mittlerweile verstorben, regelmäßig besuchen, Mutters Lieblingsgerichte kochen, all das ist für mich normal. Und dennoch es ist immer wieder eine GradWanderung. Betreuung heißt nicht Bevormundung. In gesundheitlichen Fragen da wird getan was ich sage. Wenn ein Besuch beim Augenarzt, Zahnarzt, FacharztSpezialist notwendig ist, da wird nicht verhandelt, da wird hingefahren. Ansonsten ist es immer ein Abwägen zwische Lassen und Sein lassen.
Und dennoch wird ein Moment kommen wo die Frage eines Heimes ansteht. Und hier ist das zweite Problem.
Mit der verblödeten Bewertung verhält es sich wie mit dem Hahn auf dem Mist.
„Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich s Wetter oder es bleibt wie s ist.“
Es gibt keine verläßlichen, guten Empfehlungen. Also ist/wird rumfahren angesagt sein und sich selbst ein Bild machen. Und selbst das ist/wird „relativ“ oberflächlich weil es ja momentane Eindrücke sind, sein. Da kommts u.a. auch auf das Bauchgefühl an.
Die Politik, Politiker sind was „älter werden“ a pain in the ass. Außer dummen Geschwätz und der AltenHeimIndustrieLobby in den Hintern kriechen ist da nichts. Es wäre schon eine große Hilfe wenn die Pflegesätze für die Pflege zu Hause die gleichen wären wie der Pflegesatz für ein Heim.
Nur . . . wie und wer entscheidet das? Entscheidet man über den Kopf eines Menschen hinweg?
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ach ja. . ausnahmen wie den „altemheimblogger“ und das heim sind richtig, die ausnahme . . . gott sei dank. ich wünschte mir nur die ausnahme wär die regel . . .;)
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@ alivenkikn: Wieso wurde das Thema hier „unkomplex“ behandelt? Was du schreibst ist doch genau das, was ich in meinem Beitrag mit anderen Worten auch geschrieben habe: Irgendwann geht es halt nicht mehr. Punkt.
Das Problem beginnt in dem Moment, in dem die Leute sich damit auseinandersetzen müssen. Das Thema wird verdrängt, nach dem Motto „Noch geht’s, auch wenn’s schwer fällt“. Ich war noch gestern Abend bei einem älteren Ehepaar, beide über 80. Die Frau fit wie ein Turnschuh, der Mann hat im letzten Halbjahr erschreckend abgebaut, er kann kaum noch laufen, kann kaum noch einer Unterhaltung folgen und ist zudem noch schwer depressiv (Zitat: „Ich hab immer so viel Angst, weiß gar nicht, woher das kommt. Mach mir auch so viele Gedanken über den Tod.“). Schön, aber eben NICHT über das künftige Leben vor dem Tod. „Heim…ich…um Gottes Willen. Warum denn? Meine Frau kann sich doch um mich kümmern, der geht’s doch noch gut“. Richtig, stimmt. Aber als er kurzfristig nicht anwesend war, fing sie an zu weinen. Sie schafft den Haushalt, den Garten und den Ehemann eben nicht mehr. Trotzdem will auch sie nicht über eine eventuelle Heimunterbringung sprechen. „Sowas macht man nicht, so lange ich noch rüstig bin, schaffen wir es.“
Traurig, sowas.
Was die Heimauswahl betrifft: Die Idee, sich verschiedene Heime anzuschauen, ist schon richtig. Ich würde aber auch mit Besuchern sprechen und sie fragen, wie sie mit der Pflege dort einverstanden sind. Sowas könnte sich z. B. an Wochenenden anbieten.
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@Speculatius
Mit komplex meine ich verschiedene Ebenen. Da ist zum einen die Familiäre Ebene. Statt zu reden und zu handeln wenn man noch in der Lage ist (dazu gehört auch Vorsorge zu treffen9 verdrängt man. Das hat auch einen gesellschaftlich politischen Hintergrund. Der Jugendwahn nimmt dem älter werden jeden Raum. es sei denn man botoxed sich vom 76,5 Jahren auf ein statisch maskenhaft 60. Oder Glast cremig vor sich hin. Falten des Alters als Zeichen von gelebtem Leben sind heute nicht mehr en vogue. Und wenn dann werden sie verborgen.
Dann ist da die politische Ebene. Adäquate dem Alter – älter werden der Menschen gerechte Rahmenbedingungen sind ungenügend bis gar nicht vorhanden. Von den Heimbedingungen angefangen bis hin zur „Pflegeversicherung – den unterschiedlichen finanziellen Aspekten. Usw usf . . .
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