Monatsarchiv: Januar 2011

Pflegehelfer

Der Sohn von Fr.L. kommt jedes Wochenende vorbei und reicht der Mutter das Essen am Mittag an. 2 Jahre ohne Pause geht das so.
Letztes Wochende war der Sohn nicht da.

Übergabe, es geht zu Fr.L:

„Ja, bei Fr.L. war der Sohn nicht da.“ sagt meine Kollegin

„Wow, sonst kommt er jedes Wochenende vorbei.“ antworte ich.

„Ja, was soll das? Warum ist der heute nicht da gewesen?“

„Was weiß ich? Vielleicht macht er Urlaub oder ist am arbeiten.“

„Finde ich nicht gut so etwas. WIR mussten bei Fr.L. das Essen anreichen!“

„Hä? Spinnst Du? Du kannst doch nicht davon ausgehen, auch wenn das sonst immer so war, das der Sohn das Essen anreicht.“

„Er macht das sonst immer.“

„Ja, aber heute mal nicht. Da kannste ihm doch keinen Vorwurf machen.“

„Ich bin voll genervt.“

„Ich auch. Wundert mich das er nicht von euch angerufen wurde da Mutter Hunger hat und das Essen kalt wird.“

Lächerlicher gehts kaum noch.

MDK Prüfung

Die Ergebnisse der Prüfung sind da, durchgeführt am 2011:

Pflege und medizinische Versorgung: 1,4

Umgang mit demenzkranken Bewohnern: 1,7

Soziale Betreuung und Alltagsgestaltung: 1,0

Wohnen, Verpflegung, Hauswirtschaft und Hygiene: 1,0

Gesamtergebnis: 1,3

Landesdurchscnnitt: 1,9

Befragung der Bewohner: 1,4

Ob die Prüfungen sinnvoll sind sei dahingestellt…

Seil

Frau K. war mal wieder bockig, maulig, frech, quasi die typische Durchschnittsfrau.
Sie sitzt im Rollstuhl, wollte nach unten per Fahrstuhl gebracht werden.

„Aber ziemlich zügig, nicht das ich hier noch versauer oder Du mir einschläfst.“

„Von wegen einschlafen!“

„Bei dir ist alles möglich!“ fauchte sie.

Nix, so nicht, Frau M.

Da die Station sich im 2.Stock befindet habe ich Frau M. an das Geländer mit Blick nach unten gschoben.

„Was soll der hirnverbrannte Quatsch?“ meinte die Dame.

Zufällig war der Hausmeister mit seinem mobilen Werkzeugwagen auf unserer Station, ich klaute ihm ein Seil.

„Willste mich erhängen, das passt zu dir!“ rief mir Frau M. entgegen.

„Ne, ich will dich von hier oben jetzt abseilen.“

Vorteil an der ganzen Sache: Frau M. glaubt immer alles.

„Du kommst in das Gefängnis wenn was passiert!“

„Passiert schon nichts.“

„Ach, red nicht immer so dummes Zeug.“

Seil an den Rollstuhl gebunden, sie war zum abseilen bereit.

„Finde ich gut, Sven, so muss das.“ sagte der Sohn von Frau M. Er war gerade die Treppe hochgegangen, ich hatte ihn nicht gehört.

„Ärgert Mutter euch wieder.“

„Ja,wie immer.“

„Hast meine Vollmacht, darfst Mutter noch härter behandeln als sonst.“

„Ach Fred, halt den Mund.“ Krächzte Frau M.

„Wunderbar.“ sagte ich

„Das es dir gefällt war mir schon klar!“ meinte Frau M.

„Das mit dem Seil geht aber nicht!“ sagte der Sohn.

„Ne?“

„Ne! Das muss ab und dann packen wir beide den Rollstuhl an und werfen Mutter da runter.“

„Das geht auch!“

„Sagt mal, das macht ihr doch nicht,oder? Wenn ich falle bin ich Geschichte und bei den Temperaturen ein Loch graben macht auch keinen Spaß, der Boden ist knochenhart.“

So ging das immer weiter.

Fazit:

Sie nimmt, wie immer, den Fahrstuhl.
So wird nur Frau M. ´behandelt´.
Ihre Stimmung hat sich danach deutlich aufgehellt.

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Vielen Dank nochmal an die Leser und für die zahlreichen Kommentare.

Mich würde ja mal interessieren wie viele Leser regelmäßig hier auf die Seite gehen aber noch nie kommentiert haben. Aber das sind so Dinge, die man nicht herausfinden kann.

Ägypten

Frau M. schaut das Morgenmagazin, ich betrete das Zimmer, der Moderator erzählt von Unruhen in Ägypten und dass gegen Menschenrechtsverletzungen demonstriert wird.

„Ach, genau wie hier!“

„Was?“

„Das mit den Menschenrechtsverletzungen!“

„Kannste sofort kriegen, kein Thema.“

„Das brauchste nicht extra betonen!“

„Na, nicht das es vergessen wird, wollte da nochmal sicher gehen.“

„Mir schlottern immer die Knie wenn ich dich sehe.“

„Mir gehts nicht anders.“

„Oh wie frech der Herr Pfleger.“

„Alles von dir gelernt.“

Notarzt

„Und Sie lachen auch noch!“ meinte der Notarzt zu mir.

„Na sicher!“

Kopfschüttelnd ging er aus dem Haus.

War war passiert?

Eine andere Station rief den Notarzt, ich suchte gerade auf dieser Station einen Bewohner. Er hatte seine Frau besucht, die auf der Station wohnt. Nun war ihm langweilig, er ging bei der Frau in das Badezimmer und duschte sich ab, die Kleidung hat er mal wieder in der Toilette ´gewaschen´.

Natürlich muss man dann lachen, auch wenn nebenan im Zimmer der Notarzt arbeitet.
Wir trafen uns auf dem Flur, ich mit einem grinsen im Gesicht, er, wie immer, nicht.

„Soll ich schlechte Laune oder ein ernstes Gesicht aufsetzen nur weil Sie hier in dem Zimmer waren? Ich bin von einer anderen Station, keine Ahnung das Sie gerufen wurden oder hier sind.“

„Da müsste man sich informieren.“

„Klar, ich hole einen Bewohner hier ab und rufe vorher an ob der liebe Herr Notarzt hier arbeitet, so weit kommt das noch.“

Das gleiche Prinzip erlebe ich auf auf Station wenn ein Bewohner stirbt. Man ist traurig, kann und sollte dies aber nicht den anderen, meist dementen Bewohnern anmerken lassen. Das bringt es nicht. Der Spagat ist nicht einfach, nützt aber nichts.

Psychiatrie

Hr. S., er wohnt auf einer anderen Station, ist gefallen.
Unser Praktikant und ich haben ihm wieder vom Boden hoch geholfen, der Mann ist nicht gerade ein Fliegengewicht.

Platzwunde am Kopf, also zur Ambulanz in das Krankenhaus, 1 Minute Fußweg.

Nach einigen Stunden rief ich auf der Station an wo der Mann wohnt:

„Und? Wie gehts unserem Sturzfreund?“

„Hör auf, die haben gerade angerufen. Er leidet ja an Demenz, sollte aufstehen, hat dies aber nicht gemacht, er hat gar nicht kapiert was die von ihm wollten.“

„Aha.“

„Ja, und dann rief eine Schwester an, wir sollten doch mal mit 3 Schwestern vorbei kommen und helfen. Wo soll ich 3 Schwestern so schnell herbekommen?“

„Ticken die noch? Was machen die denn wenn jemand von zu Hause kommt und an Demenz leidet und nicht aufstehen will? Da laufen genug Pfleger herum.“

„Ja, und der Doc wollte unseren Bewohner dann in die Psyhiatrie einweisen lassen!“

„Hä? Warum das?“

„Weil er nicht aufstehen will!“

„Habt ihr gesagt das er an Demenz leidet?“

„Sicher, aber der Arzt kapiert das nicht. Die Schülerin, die mitgegangen und dort noch immer ist hat das auch hundert Mal erklärt.“

So schnell kann man in der „Klapsmühle“ landen.

Er kam dann aber doch noch am gleichen Tag in das Heim zurück.

Gesprächskreis

Es war wieder Gesprächskreis, die Kollegin aus dem Krankenhaus mit Winterspeck auf den Hüften leitete die Gruppe.

Heute gab es ´Begriffe kombinieren´ als Denksport für die Bewohner.

„Bei klarem Wetter geht man nach draußen, schaut nach oben… da sieht man den HIMMEL und der ist? Blau!Also himmelblau, ein Wort aus zwei Wörtern zusammen gesetzt.“

„Ah“  „So!“ „Schau an!“ waren die Antworten der dementen Bewohner.

„Also was suche ich nun? Nicht vergessen, eine Farbe und ein Wort ergeben das gesamte Wort! Ich suche ein ganz großes Tier das im Wasser schwimmt! Farbe und Tier ergeben das Wort.

„Fisch?“ sagte Frau Sz.

„Sehr gut, aber das suche ich nicht.“

Zum Glück war Herr G. mit von der Partie:

„Ja, also, na, so etwas wie dich so von dem da.“ Er zeigt auf die weiße Kleidung der Therapeutin.

„Meinen Sie die weiße Kleidung, die Farbe Weiß?“

„Ja, meinetwegen weiß und dann groß, so huahuahu boom.“

„Etwas mit weiß.. überlegen Sie nochmal. Schwimmt im Wasser und hat die Farbe meiner Kleidung.“

„Ja, so wie Sie…. richtig, SEEKUH!“

Wie schnell Blut in den Kopf schiessen kann hat man dann gemerkt bei der Dame. Unser Praktikant und ich mussten laut lachen, das konnte man wirklich nicht verhindern.

Der gesuchte Begriff: Blauwal

05:40 Uhr

Dienstbeginn 6:00 Uhr, es ist 5:40 Uhr.
Die Tür am Haupteingang ist noch verschlossen, wird per Knopfdruck automatisch von innen geöffnet. Normalerweise ist ab 5:00 Uhr das Heim bzw die Tür offen. Nicht an dem Tag.
Nun gibt es zwei Möglichkeiten: klingeln bis die Nachtwache kommt oder bei der Nachtwache anrufen, was eindeutig schneller geht.
Handy aus der Hose geholt, angerufen:

„Sven hier, mach doch mal bitte die Tür auf.“

„Ist die noch zu?“

„Ja.“

„Wie kann das?“

„Was weiß ich.“

„Anne wollte doch runter und den Türknopf drücken damit die Frühschicht rein kann.“

„Hmm.“

„Ob sie das vergessen hat?“

„Hmm.“

„Vielleicht ist auch etwas dazwischen gekommen und sie ist erst zur Klingel gegangen oder sie war noch kurz im Keller.“

„Hmm.“

„Das ist ja echt was.Es kann auch sein das—-“

„Sag ma, was erzählst Du mir alles? Kannst Du mir nicht einfach schnell die Tür aufmachen?“

„Ach ja.“

Weiber…. wenn ich morgens vor geschlossener Tür schon zugequatscht werde und ich bin noch nicht mal im Haus…. dann kann sich jeder vorstellen wie es innerhalb des Gebäudes abläuft…

Rückblick

Aushang an der Pinnwand:

Nachmittaglicher Rückblick auf das Jahr 2010 mit Dias

Unser Praktikant fragt mich:

„Hä? Wie Dias?“

„Na Dias!“

„Verstehe ich nicht. Was soll das?“

„Die schauen sich da Bilder an vom letzten Jahr.“

„Mit Dias?“

„Ja.“

„Dias, Dias, Dias, kenne ich nicht.“

Der kennt echt keine Dias, das kennt man doch, auch wenn man 17 Jahre alt ist. Wohl doch nicht.

„Ja Dias, dieser leicht dunkelhäutige Typ, der sieht aus als wenn er immer unter der Höhensonne liegt.“

„Aaach, der mit dem Hut? Der immer unten läuft?“

„Genau, das ist Dias.“

„Ach so, dann macht der Dias den Rückblick?“

„Genau.“

„Ich wusste nicht das er Dias heißt.“

„Nu weißte es.“

Ach, es waren keine Dias, wurde nur auf den Zettel geschrieben damit die Bewohner wissen wie das ungefähr abläuft. (große Leinwand etc)