Monatsarchiv: Oktober 2010

Milka

„Sven, hier ist Geld, geh bitte los und hole mir 5 Tafeln Milka Alpenmilch.“

„Ne, ich kann gerade nicht hier weg.“

„Dann schicke eins von den jungen Mädchen los.“

„Momentan geht das nicht, warte noch mal 5 Minuten.“

„Das soll dein Schaden auch nicht sein, bekommst auch 5 Tafeln ab.“

„Na super, das lohnt sich für dich auch wenn ich da jemanden losschicke der 5 Tafeln kaufen soll.“

„Wenn auch.“

Hauptsache das Geld kommt irgendwie in Umlauf….

Hosendieb

Frau O. klopft an das Schwesternzimmer:

„Sven, meine Tür ist verschlossen, komm mal mit.“
Da die Türen von innen alle mit einem Drehknopf ausgestattet sind ging ich mit zu ihrem Zimmer.

„Siehste, zu, mach mal auf.“

Ja, aufgeschlossen, Tür aufgemacht.

Ah schau an, deswegen war abgeschlossen.

Herr G.,185cm groß, ruhte auf einem Sessel und hat sich vorher die knallgrüne Schlafanzughose von Frau O. angezogen. Frau O. ist ca. 1,30m groß und hat Kleidergröße 32/34. Oberkörper war bei Herrn G. ohne Bekleidung.
Auf die Frage an Herrn G. was das zu bedeuten hätte, antwortete er:

„Der Kommandant sagte das wir bald das Schiff finden und noch ein wenig uns ausruhen sollen.“

„OK, wir sind auf einem Schiff.“

„NEIN, in einem U-Boot.“

„Natürlich,mein Fehler.“

Hinter mir kochte Frau O.:

„Du verdammter Schweineigel!Nimmst hier meine Sachen.Sofort aus der Hose raus sonst lange ich dir welche, links und rechts.“

„Oh, guten Tag, gnädige Frau! Das Frauen an Board sind wusste ich nicht und dann noch mit so einem hübschen Gesicht.“

„Stinkwütend bin ich. Von wegen hübsches Gesicht, raus aus meinem Zimmer.“

„Also, das ist der Schlafraum für alle Männer.“

„Für alle Männer? Tickst Du noch ganz echt?“

„Na ha mmh, das ticken von der Uhr,ja.“

„Uhr,Uhr, deine Zeit ist auch bald abgelaufen wenn ich dich noch einmal in meinem Zimmer erwische.“

Bevor die beiden Bewohner sich da die Köpfe noch mit einer Nagelschere gegenseitig abtrennen wurden sie voneinander getrennt.

Demente Bewohner und geistig rege Bewohner, immer wieder eine schwierige Sache.

Männer und Frauen…

… 4 Männer und 23 Frauen wohnen auf der Station.

Nur so als Info zwischendurch.

Kohle

„Hast ja die Sachen noch schneeweiß.“ sagte ein Bewohner zu mir. Er meinte die Dienstkleidung.

„Jawohl, habe mich heute noch nicht eingesaut.“

„Das sieht dir ähnlich, fragt sich nur wer die Kohlen schleppt.“

„Kohlen?“

„DIE REICHSBAHN KANN NUR MIT KOHLE FAHREN, KERL NOCH MAL!“

„Auch wieder wahr.“

Dann werde ich gleich die Kohlen in das Feuer legen bevor die ganze Station hier abfackelt.

Adam

Nachts sind ja einige Bewohner aktiver als Hamster, so auch Herr Ä.
Er kam der Nachtwache nackt aus seinem Zimmer entgegen, ging auf dem Flur auf und ab, vor dem Intimbereich hielt er sich ein Taschentuch.
Ein Tiger hat seine Sachen vom Leib gerissen, nur durch laute Schreie hätte er das Tier vertrieben.
Zum Glück hat der Tiger ihm das Taschentuch dagelassen.
Vielleicht hatte er deshalb vorher die ganzen Sicherungen aus dem Sicherungskasten rausgedreht.
Oder er wollte Frau Ö. vor dem wilden Tier warnen als er in dem Outfit ihr Zimmer betrat.

Ausgang

„Wie lange darf ich meine Mutter mitnehmen?“ fragte die Tochter einer Bewohnerin mich.

„Naja, so lange Sie wollen.“

„Wie?“

„Hier ist 24 Stunden am Tag jemand da, nur ab 20h müssten Sie einmal unten klingeln, die Türen gehen dann nur noch von innen auf.“

„Wirklich?“

„Sicher.“

„Das gibts ja nicht.“

„Doch klar, was haben Sie gedacht?“

„Keine Ahnung.“

„Viel Spaß wünsche ich!“

„Schööön.Danke!“

Ja wunderschön. Was möchten die Menschen hören?Folgende Antworten würden vielleicht auch für glaubhaft gefunden werden:

„Ab 17 Uhr ist die Madame aber mal flott wieder da, dann ist hier Schicht im Schacht.“

„Bevor Sie ihre Mutter mitnehmen bitte vorher mich um Erlaubnis fragen, ich hab hier das Sagen!“

„Wie mitnehmen?Die bleiben alle schön da wo sie sind,machen Sie mir keinen Ärger.Und sagen Sie das auch der Mama.“

„Naja,wenn Sie schon einmal im Monat kommen um die Mutter zu besuchen dann gestatte ich 1 Stunde an der frischen Luft.Aber auf die Uhr gucken, ich will hier keine Verspätung erleben, sonst ist hier Polen offen.“

„Haben Sie dafür den dreiseitigen,schriftlichen Antrag schon ausgefüllt?“

„Hören Sie, ich darf hier nicht einfach weg, warum dann ihre Mutter?“

„Sonntags sind Besuchszeiten, in der Woche haben Besucher hier nichts verloren.“

Aber so fies ist man dann ja doch nicht… 😉

MDK Noten

Der Medizinische Dienst kontrolliert ja nun die Altenheime bzw ambulanten Dienste. Noten sind im Internet zu sehen. Da wird dem Betrachter dann alles vorgegaukelt, gute Noten stehen dann für ein gutes Heim. Jeder in der Pflege arbeitende Mensch weiß das das Blödsinn ist, weil alles leicht manipulierbar ist.
Ein Heim aus Bremen oder Hessen, genau kann ich mich nicht mehr erinnern, dreht den Spieß um. Das Haus hatte mit einer 5, mangelhaft, abgeschnitten. Mit dieser „5“ wird nun kräftig geworben, nach dem Motto: Mehr Zeit für die Bewohner statt für den (meist zu Recht) unsinnigen Schreibkram.
Schade, wird wohl ein Einzelfall bleiben und die Menschen vertrauen weiterhin auf die Endnote eines Prüfberichtes.

Gentleman

Herr G. ist neu auf der Station, ein Chameur und Gentleman, dabei leider völlig dement und ein großer Hang draußen spazieren zu gehen ist vorhanden, er läuft oft weg.
Nun ging ich in den Gemeinschaftsraum und die Damen dort lächelten mich an:

„Sven, der neue nette Herr, ach Gott, was ist das für ein netter Mann.“

„Ja schon, kann man so sagen.“

„Und er hat uns alle mit Geschenken überhäuft, so liebenswert, ach Sven, schööön.“

„Wie Geschenke?“

„Hier ich habe Pralinen bekommen, Frau O. hat die Zeitung erhalten und die anderen haben Bücher gekriegt.Aber Frau Sch.,ja Frau Sch., die hat einen ganz tollen Pullover erhalten.“

„Wie bitte? Zeigt mal die Sachen.“

„Hier!“

Die Bewohner zeigen mir die Sachen.

„Schön, schön, zeigt das aber nicht der Frau P.“

„Meinste die wird neidisch?“

„Nee, die wird sauer sein, denn das sind alles ihre Sachen. Der feine Herr war dort wohl im Zimmer und hat da etwas Inventur gemacht.“

„Oh Gott. Meinste das?“

„Ja, den Pullover kenne ich, das Buch über Frankfurt hat nur Frau P. und die Pralinen mit Orangengeschmack habe ich dort heute morgen noch auf dem Tisch liegen sehen.“

„Na dann wollen wir die Sachen nicht.“

Später am Abend musste ich die Tür vom Sicherungskasten noch mit Panzertape dicht machen, Herr G. hatte die Sicherungen gemopst.
Nicht das ich die noch aus den Handtaschen der Bewohner suchen muss.

10000 Seitenaufrufe

Etwas länger als 4 Wochen ist diese Seite nun online, auf der alten Seite gab es nur noch Probleme.
Gute 4 Wochen und über 10000 hits finde ich für eine Seite über ein Altenheim und den dortigen Ablauf schon viel.Manche werden da bestimmt nur müde drüber lächeln, ich bin darüber aber begeistert.
In diesem Sinne: Danke für die vielen Kommentare und Seitenaufrufe. Dann gibt es doch noch Menschen die an so etwas Interesse haben. 😉

Das letzte Wort

Frau S. lebte 10 Jahre auf unserer Station.Ich kann mich noch erinnern das sie körperlich relativ fit auf die Station kam.Einige Jahre später erlitt sie einen Schlaganfall.Sie war geistig voll da, redete nur krankheitsbedingt nicht mehr, sie äußerte sich durch Gestiken.
Das seit Jahren erste Wort was sie kurz vor ihrem Tod am Dienstag sagte war: „Angst“
Kurze Zeit später ist sie verstorben.

Das sind so Sachen die man nicht so schnell vergessen kann, das brennt sich in das Gehirn ein.
Genau wie kein Mitarbeiter im Altenheim seinen ersten verstorbenen Bewohner vergessen kann.
Oder wenn man miterlebt wie der letzte Atemzug aus einem Menschen entweicht.