Tagesarchiv: 27. Oktober 2010

Kleiderschrank

Der Sohn eines Bewohners kommt in das Schwesternzimmer:

„Der Kleiderschrank meines Vaters sieht unaufgeräumt aus, alles liegt durcheinander, ich habe keine Ahnung was sauber und was dreckig ist, so geht das hier nicht.“

„Sie haben mir erzählt das ihr an Alzheimer erkrankter Vater in seinem Zimmer tun und lassen soll was er will und wie er das will. Da er heute am Kleiderschrank zu arbeiten war hat er den nun so umgeräumt. Wir können den Schrank auch abschliessen, kein Problem.“

„Nein, ich möchte das er an seine Sachen rankommt wann er will.“

„Dann müssen Sie auch mit den Folgen leben, in diesem Fall das der Kleiderschrank aussieht wie Ihr Vater das will. Vielleicht findet er das so in Ordnung.“

„So dement ist mein Vater nun auch wieder nicht.“

„Da kann ich nichts zu sagen. Heute morgen war er auf dem Weg in die Stadt, meine Kollegin hat ihn nur durch Zufall gefunden. Er wusste nicht wo er ist und was er da macht, das hatte ich Ihnen heute auch auf den Anrufbeantworter gesprochen.“

„Hatte er eine Jacke an?“

„Nein, die hat er wohl im Kleiderschrank nicht gefunden.“

„Das hat er früher aber nicht gemacht.“

„Nein, wie auch? Seine Frau hat ja auf ihn aufgepasst. Er ist ja jetzt bei uns weil seine Frau das nicht mehr ausgehalten hat mit dem Mann und eine Schwächeanfall erlitten hat.“

„Völliger Blödsinn, meine Mutter hatte keine Schwächeanfall.“

„Oh ja, habe das hier im Bericht vorliegen, hat der Stationsarzt vom Krankenhaus bzw die Krankenschwester uns heute zugefaxt.“

„Naja, wie dem auch sei, der Kleiderschrank gefällt mir nicht.“

„Sagen Sie mir eine Lösung und wir werden uns darum kümmern.“

„Dann melde ich mich noch mal hier.“

Ich glaube mit dem Helden werden wir noch viel Spaß haben.

Besucher

Zwei ältere Damen wollten Frau S. besuchen, hatten Blumen dabei für die Frau. Die beiden Damen machten, wie viele andere in dem Alter, einen unsicheren, nervösen und „ich will hier so schnell wie möglich weg“, „hoffe das ich hier nicht hinkomme“ Eindruck.

Die beiden Damen sahen mich erst nicht, gingen dann zu Frau S. um diese zu besuchen. nach dem Besuch gingen die beiden wieder, suchten den Ausgang der Station da es hier 3 Möglichkeiten gibt nach unten zum kommen. Den Spaß wollte ich mir nicht nehmen:

„Oh, haben Sie sich verlaufen? Soll ich Ihnen den Weg zu Iher Station zeigen? Wo haben Sie denn ihr Zimmer?“

„Äh nein, ne, ne, ne, wir sind hier nur zu Besuch!“

„Besuch? Ah ja…“

„Ja ne ehrlich, wir waren bei Frau S. Wir gehen jetzt auch wieder.“

Panik steigt auf, der blöde Pfleger will uns bestimmt fesseln, knebeln und mit weichem, pürriertem Essen füttern.Schnell weg, aber der ist bestimmt schneller und stärker.Mist.

„Ach, Sie waren bei Frau S., dann bringe ich ihr mal eine Vase für die Blumen.“

Und so weiter und sofort.Small Talk, die Damen beruhigen sich wieder.Komischerweise legt sich die Nervösität solcher Frauen immer wenn man 1- 2 Minuten vernünftig und humorvoll redet, dann kommen Antworten wie „Das hätte ich mir hier anders vorgestellt“, „Nette Atmosphäre“, „Schön ist es hier.“ Der beste Spruch ist immer: „Und Sie sind ja auch so nett.“ (natürlich bin ich das nur zu Besuchern, mit Bewohnern wird natürlich nicht nett geredet, wo kommen wir da hin?!?) 😉

Aber vorher immer Panik schieben als wenn der Tod hinter jeder Ecke lauert.